Sie heissen Bio-Scan, Time waver, Bicom oder Global Diagnostics. In ein paar Minuten scannen sie den Körper, messen das magnetische Feld der Zellen und sagen, bei welchen Körperteilen die Energiefelder im Argen liegen.
Bioresonanz ist in der Fachwelt seit Jahren verpönt. Gleichwohl wird es nicht nur von dubiosen Heilern benutzt, sondern auch von Apotheken und Ärzten. Bioresonanz ist in der Zusatzversicherung bei den meisten Krankenkassen anerkannt.
Eine «Kassensturz»-Redaktorin besuchte mit versteckter Kamera eine Therapeutin. Sie arbeitet seit mehreren Jahren mit dem Gerät Bicom der Firma Regumed aus Merlischachen. Bei der Untersuchung sendet das Bioresonanzgerät Schwingungen auf die Patientin. Mit einem Pendel testet die Therapeutin, wie der Körper darauf reagiert. Die Therapeutin erkannte Probleme bei Leber, Gallenblase, Dünndarm und eine versteckte Weizenallergie. Doch: Alle Therapien wären für die Katz: Die Redaktorin ist völlig gesund.
Regumed schreibt: «Es ist durchaus möglich, dass die Testperson zurzeit keine diesbezüglichen Symptome hat, jedoch die Summe aller Belastungen kann irgendwann einmal zu Problemen führen.»
Erstaunlich: Die Therapeutin ist Pflegefachfrau und diplomierte Naturheilpraktikerin. Sie bietet auch durchaus zweckmässige Angebote wie Ernährungsberatung und Massage an. Sie sagt, das Gerät sei ein Hilfsmittel, um Schwachstellen des Körpers zu erkennen und ihm die Selbstheilung zu ermöglichen.
Zwei Messungen, völlig unterschiedliche Resultate
«Kassensturz» fand mehrere Ärzte, die mit Bioresonanzgeräten arbeiten. Mit versteckter Kamera besuchte die «Kassensturz»-Redaktorin eine Ärztin, die mit dem Gerät Global Diagnostics der Zuger Firma Vitatec arbeitet. Der Computer messe – so Vitatec – die elektromagnetischen Felder des Körpers. Nach dem Körperscann stellte die Ärztin mit einem Doktortitel in Chirurgie Therapiebedarf fest: «Das Hormonsystem, das vegetative Nervensystem und das Immunsystem kommen sich energetisch in die Quere.» Ein energetisches Problem gäbe es auch im Rücken und bei einem Zahn.
«Kassensturz» hatte drei Tage zuvor mit derselben Redaktorin und demselben Gerät eine Messung gemacht – mit völlig anderen Resultaten. Die Erklärung der Ärztin: Die Messung würden den Organismus bereits leicht positiv beeinflussen. Deshalb könne eine zweite Messung andere Resultate zeigen.
Walter Dorsch, Professor unter anderem für Atemwegsmedizin, Allergologie und Naturheilkunde, hat Bioresonanzgeräte wissenschaftlich untersucht: «Bioresonanz ist seit Jahren als nicht wirksame Therapie bekannt und belegt. Deswegen ist sie in manchen Staaten verboten. Gleichwohl wird es sogar von Kollegen benutzt.»
Gerät kann nicht zwischen verschiedenen Menschen unterscheiden
Dorsch hatte in seiner Praxis mehrere Menschen an ein Bioresonanzgerät angeschlossen und abstruse Resultate erhalten: «Wir haben festgestellt, dass es vollkommen egal ist, wer am Gerät angeschlossen ist. Es kommt nur darauf an, welche Daten man eingibt, also männlicher oder weiblicher Patient, alt oder Jung. Es war klar, dass das Gerät nicht zwischen verschiedenen Leuten unterscheiden kann.»
Das kann gefährlich werden. Denn Therapeuten und Ärzte, die sich auf die Diagnose dieser Geräte verlassen, behandeln bei den Patienten allenfalls eine Krankheit, die sie gar nicht haben. Oder noch schlimmer: entdecken eine tatsächlich vorhandene Krankheit nicht.