Der Eurovision Song Contest ist eines der grössten Fernsehereignisse weltweit. Über 180 Millionen Menschen schauen sich jedes Jahr den Musikwettbewerb an. Für das Austragungsland ist das mit einem grossen Werbeeffekt verbunden. Und doch formiert sich in der Schweiz Widerstand dagegen, dass dieser Anlass mit öffentlichen Geldern unterstützt wird.
EDU: «Satanismus wird zelebriert»
Die christlich-konservative Partei EDU hat am Dienstag angekündigt, dass sie an allen möglichen Austragungsorten, also in Zürich, Bern, Basel und Genf, das Referendum gegen eine öffentliche Unterstützung des ESC ergreift. Die ganze Entwicklung des ESC finde er problematisch, erklärt Samuel Kullmann, Berner Grossrat und Geschäftsleitungsmitglied der EDU Schweiz: «Was uns am meisten gestört hat, ist, dass zunehmend Satanismus und Okkultismus zelebriert oder zumindest toleriert wird. Immer mehr Künstlerinnen und Künstler tragen offen okkulte Botschaften vor und unterstreichen sie mit der entsprechenden Symbolik.»
Er erwähnt als Beispiel die irische Sängerin Bambie Thug, die als Hexe aufgetreten war. Ausserdem stört sich die EDU daran, dass der ESC die ganzen Diskussionen um Geschlechteridentitäten und um das dritte Geschlecht angefacht hat und sie ist empört darüber, wie die israelische Sängerin Eden Golan beim letzten ESC ausgepfiffen und ausgebuht wurde. Für so einen Anlass dürfe man in der Schweiz kein öffentliches Geld sprechen, sagt die evangelikal geprägte Partei – und ist damit nicht allein.
Auch der Bund der Steuerzahler hat zumindest in Zürich – wo das Stadtparlament für den ESC einen 20-Millionen-Kredit genehmigt hat – vor, das Referendum zu unterstützen. Und im Kanton Bern sammelt auch die SVP Unterschriften gegen einen ESC-Kredit.
Anlass ist fix terminiert
Die Städte, die den europäischen Musikwettbewerb durchführen wollen, bringt das in eine schwierige Situation. Denn die Zeit drängt: Referendumsabstimmungen können frühestens im November durchgeführt werden und bereits im nächsten Mai muss der Anlass über die Bühne gehen. So sagt Lukas Wigger, der Kommunikationschef der Zürcher Stadtpräsidentin: «Sollte dieses Referendum zustande kommen, wird es eine Auslegeordnung brauchen und der Stadtrat wird danach entscheiden müssen, wie es mit der Kandidatur weitergeht.»
In diesem Falle wäre zu prüfen, ob eine Bewerbung noch sinnvoll und eine Durchführung organisatorisch machbar ist. In anderen Städten wird man sich ähnliche Gedanken machen. Die möglichen Referendumsabstimmungen beschäftigen auch die SRG, zu der auch Radio SRF gehört und die für die Durchführung des ESC verantwortlich ist. SRG-Sprecher Edi Estermann sagt: «Finanzielle Zusagen ohne Referendumspflicht sind natürlich risikoarmer und bieten uns mehr Planungssicherheit. Letztlich ist das aber nur ein Aspekt eines umfangreichen Anforderungskataloges.»
Selbst wenn ein Referendum zustande kommt, heisst das nicht, dass die betreffende Stadt den ESC nicht durchführen kann. Aber die ganze Organisation dürfte komplizierter und zeitkritischer werden. Letztlich geht es auch um die Grundfrage, ob der ESC ein unterstützungswürdiger Anlass ist. Darüber können in verschiedenen Städten möglicherweise bald die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger befinden.