- Die Zahl der Coronavirus-Ansteckungen stagniert laut Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit, in allen Regionen der Schweiz.
- Die Corona-Pandemie sei nicht vorbei, die Situation «äusserst fragil», sagte BAG-Chefin Anne Lévy.
- Dies müsse bei künftigen Entscheiden über Öffnungsschritte berücksichtigt werden.
Die epidemiologische Lage habe sich in den letzten Wochen zwar verbessert, sei aktuell aber weiterhin unsicher, so Masserey. Man wisse nicht, wie sich die Lockerungen auf die Lage auswirkten. Zudem sei möglich, dass die Anzahl Ansteckungen ähnlich wie in den Nachbarländern wegen der Mutationen wieder ansteigen würden.
Freude über Frühling
Positive Auswirkungen auf die Lage habe das warme Wetter, sagte Masserey. Weiter voranschreite zudem die Impfung der Risikopersonen. 808'000 Personen wurden bisher geimpft. In den Altersheimen seien praktisch alle Bewohner geimpft, so Masserey. Bei den über 65-Jährigen gebe es keine Übersterblichkeit mehr.
«Wir alle freuen uns über die geänderten Massnahmen und den in der Luft liegenden Frühling», sagt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte dazu. «Damit wir dies aber geniessen können, müssen wir uns weiter an die aktuellen Massnahmen halten. Dunkle Wolken könnten die Freude nur allzu schnell wieder trüben.»
Seit Montag seien unter anderem die Geschäfte wieder geöffnet, damit habe der Bundesrat «nach einem langen Jahr mit Covid» eine Perspektive für die kommenden Wochen und Monate gegeben, sagt die BAG-Chefin Anne Lévy. Aber der Blick ins Ausland zeige, dass sich die Lage auch wieder verschlechtern könne.
Das Testen asymptomatischer Personen nehme Fahrt auf. Bisher hätten 17 Kantone dem Bund ein Konzept zum Testen von asymptomatischen Personen eingereicht.
Selbsttests passen nicht in die Strategie
Die BAG-Chefin erklärte zudem, weshalb es in der Schweiz keine zugelassenen Selbsttests gibt. «Zuerst wurden nur symptomatische Menschen getestet, asymptomatische nur gezielt, also zum Schutz von gefährdeten Personen. In diese Strategie passen die Selbsttests nicht hinein.» Ausserdem sei die Qualität zu niedrig, Selbsttests seien nicht so zuverlässig wie etwa PCR-Tests. Positive Resultate würden zudem wohl nicht gemeldet.
Möglicherweise könnten in der Zukunft Selbsttests in der Schweiz zugelassen werden. Die Qualität müsse aber gewährleistet sein und im Falle eines positiven Resultats müsste ein Bestätigungstest gemacht werden. Probleme könnte es auch bei der Datenübertragung geben.
Mit den abnehmenden Fällen sei das Contact Tracing erneut wichtiger geworden. Die Covid-App werde täglich von fast zwei Millionen Menschen genutzt. Gerade bei den noch kommenden Öffnungsschritten könnte die App zusätzlich helfen, Infektionsketten zu verfolgen, erklärte Lévy.
Nach 6 Monaten haben 90 Prozent noch Antikörper
Eine Untersuchung in der Schweiz hat laut Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich, gezeigt, dass 90 Prozent der Covid-19-Erkrankten sechs Monate nach der Ansteckung noch Antikörper im Blut haben.
An dem Forschungsprogramm sind 14 Schweizer Hochschulen beteiligt. Bei 15 Prozent seien jedoch keine Antikörper mehr nachgewiesen worden.