- An der Aare liegen diverse Städte und mehrere Atomkraftwerke.
- Als Folge der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat der Bund eine Gefahrenanalyse bei Extremhochwasser erstellt.
- Das Fazit: Überflutete AKW in der Schweiz sind bei sehr seltenen Ereignissen möglich.
Bei einem Extremhochwasser an der Aare, das durchschnittlich alle 100'000 Jahre vorkommt, würden die Areale verschiedener Kernkraftwerke sowie anderer kritischer Infrastrukturen teils meterweise überflutet. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Bundes.
Kernanlagen metertief unter Wasser
Mit der neuen Studie «Extremhochwasser an der Aare» der Forschungsanstalt WSL wollen sich die Behörden und Betreiber verschiedener kritischer Infrastrukturen möglichst gut für ein sehr seltenes Ereignis rüsten. Sie liefert die Basis für weitere Schutzmassnahmen. Es liegen nun für das Einzugsgebiet der Aare Daten über Gefährdungen bis 100'000-jährliche Hochwasserereignisse vor.
Link zur Studie
Im Extremfall sind gemäss der durchgeführten Simulation vor der Aaremündung in den Rhein Spitzenabflüsse von mehr als 7000 Kubikmeter pro Sekunde möglich. Das entspricht dem Zwölffachen des mittleren Abflusses.
Die Studienverantwortlichen rechneten die Folgen von Rutschungen, Verstopfungen bei Brücken durch Schwemmholz, Ufererosionen, das Brechen von Dämmen oder menschliches Versagen bei der Bedienung der Wehranlagen mit in die Gefährdungsanalyse ein.
Bei einem 100'000-jährlichen Hochwasser stünden die KKW Beznau und Gösgen rund 1.1 Meter unter Wasser. Auch das Gelände des abgeschalteten Kernkraftwerks Mühleberg würde bei einem extrem seltenen Hochwasser knapp einen Meter hoch überflutet.
Das PSI-Gelände in Villigen sowie das Gebiet um den Bahnhof Olten würde dagegen nur überflutet, wenn Brücken durch Schwemmholz verstopft würden. Geschähe dies, stünde der Bahnhof Olten bis zu 3.1 Meter unter Wasser.
Keine unmittelbaren Massnahmen notwendig
Die für die Sicherheitsanalysen der Kernkraftwerke relevanten Wasserspiegellagen liegen laut dem Ensi in einem ähnlichen Bereich wie in den bisherigen Analysen. Die Betreiber der Kernanlagen werden nun dennoch aufgefordert, ihre Sicherheitsanalysen auf Basis der neuen Studie zu überarbeiten.
Das Bundesamt für Energie (BFE) wird die Betreiber der Stauanlagen unter Bundesaufsicht auffordern, die bestehenden Nachweise der Hochwassersicherheit im Lichte der neuen Erkenntnisse zu überprüfen. Zudem sollen ähnliche Simulationen nun auf die Einzugsgebiete weiterer grosser Fliessgewässer angewendet werden.
Die Ergebnisse werden anschliessend den zuständigen Behörden und den Anlagenbetreibern zur Verfügung gestellt mit dem Ziel, den Hochwasserschutz von kritischen Infrastrukturen bei Extremereignissen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern.