In vielen der rund 20 Bundesasylzentren der Schweiz treten derzeit Fälle von Krätze auf, wie Samuel Wyss, Sprecher des Staatssekretariats für Migration (SEM), bestätigt. Genaue Zahlen könne man nicht nennen, denn die Krätze oder Skabies, wie es im Fachjargon heisst, sei keine meldepflichtige Infektionskrankheit. Somit werden die Fälle nicht statistisch erfasst.
Barbara Grützmacher, die Kantonsärztin des Kantons Bern, ergänzt: «Wir können nicht wirklich erheben, ob es eine Zunahme oder eine Abnahme von Fällen mit Krätze gab. Was wir sagen können, ist, dass wir vereinzelt Anfragen von Schulen haben, die einen Krätze-Fall haben.» Zumindest in den Schulen sei aber kein vermehrtes Auftreten der Fälle zu verzeichnen.
«Die Krätze ist ein regelmässig auftretendes Problem in Asylunterkünften», sagt Samuel Wyss. Die aktuellen Fälle sollen einen direkten Zusammenhang mit den vielen Gesuchen von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden haben. Meist würden die jungen Männer auf der langen Flucht in einem Flüchtlingscamp mit Krätze infiziert, ergänzt Wyss.
Die Krätze ist ein regelmässig auftretendes Problem in Asylunterkünften.
In der Schweiz werden Migranten bei der Ankunft auf mögliche Krankheiten und Infektionen von geschultem Pflegepersonal untersucht und entsprechend behandelt. Allerdings bestehe die Gefahr einer Ansteckung der jungen Männer untereinander. Deshalb achte man auf eine gründliche Reinigung der Zimmer. Des Weiteren würden Kleider und die Bettwäsche regelmässig gewechselt.
Ein zentraler Punkt ist gemäss Wyss auch das direkte Gespräch mit den Asylsuchenden. Körperkontakt soll, wenn möglich, vermieden werden. Es seien junge Menschen, die miteinander rauften oder spielten. Auch müsse den Migranten klargemacht werden, dass es sinnvoll sei, die Kleider und Schuhe nicht miteinander auszutauschen. Das seien alles mögliche Faktoren, die zu einer Infektionskrankheit führen könnten.
Kein Risiko für die allgemeine Bevölkerung
Um sich mit Krätze anzustecken, müsse man beispielsweise jemanden pflegen oder Intimkontakt haben. Ein möglicher Übertragungsweg sei auch das Benützen derselben Bettwäsche. In der Konsequenz geht Barbara Grützmacher nicht davon aus, dass die Fälle in den Asylzentren ein Risiko für die Bevölkerung darstellten.