Der Bund will mehr Transparenz in die Schweizer Spitallandschaft bringen. Jetzt ist es erstmals möglich, die Kosten von Spitälern untereinander zu vergleichen. Möglich macht das eine Liste, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) erarbeitet hat. Dazu wurden landesweit Behandlungen nach Schweregrad analysiert und verglichen.
Fallkosten der Schweizer Spitäler
Dass die Kosten sehr stark variieren, beobachtet Stefan Felder, Gesundheitsökonom an der Universät Basel schon lange: «Man sieht die Unterschiede der Kostenniveaus. Es gibt Häuser, die besser arbeiten und andere haben hohe Kosten. Insofern haben sie ein Problem und sind in der Tendenz ineffizent.»
Gemäss der Vergleichsliste (ganz unten) ist das Centro Sanitario Bregaglia in Graubünden am teuersten: 15'516 Franken kostet dort eine stationäre Behandlung im Durchschnitt. Am anderen Ende der Liste steht die Spezialklinik Birshof (BL). Dort kostet eine Behandlung im Akutspital der Hirslanden-Gruppe 8282 Franken.
Druck steigt, Defizite zu vermeiden
Die Liste des BAG zeigt, welche Spitäler wirtschaftlich arbeiten oder nicht. Die Reaktionen darauf bleibt nicht aus. Für Norbert Schnitzler, Geschäftsführer des Kantonsspitals Baselland, ist klar: «Das Defizit muss jemand zahlen, aber das Ziel ist, kein Defizit zu produzieren. Wir wollen Kosten senken, etwa mit effizienten Prozessen im Spital, sodass die Kosten tief gehalten werden können.»
Universitäts- und Kantonsspitäler führen besonders viele Behandlungen durch. Doch auch dort variieren die schweregradbereinigten Fallkosten. Mit 12’817 Franken ist eine Behandlung am Universitätsspital Genf am teuersten. Im kantonalen Spital Appenzell Innerrhoden kostet die Behandlung mit 10'909 Franken ebenfalls viel.
Deutlich günstiger ist dies im Zuger Kantonsspital mit 9581 Franken. Und am günstigsten ist ein Eingriff im Kantonsspitals Luzern am Standort Sursee mit 9189 Franken. Im Vergleich zu Sursee kostet die Behandlung in Genf 39 Prozent mehr.
Das Privatspital Hirslanden in Aarau gehört zu den kostengünstigsten. Hier kostet eine Behandlung im Schnitt 8923 Franken. «Aber solche Vergleiche sind im Einzelfall immer schwierig», sagt Klinikdirektor Markus Meier: «Es hat mich aber nicht so erstaunt, weil wir uns als privates Zentrumsspital gewohnt sind, die Kosten im Griff zu haben.»
Möglich ist dies wohl auch dank den Belegärzten; das Privatspital muss so weniger Festangestellte bezahlen.
Unwirtschaftliche Spitäler schliessen?
Diese neue Fallkostenliste des BAG könnte ein Mittel sein, um gegen unwirtschaftliche Spitäler vorzugehen, sagt Gesundheitsökonom Stefan Felder. «Es ist positiv, dass so Druck entsteht. Insofern ist zu erwarten, dass man jetzt sagt: die Defizite müssen weg – oder ein Spital muss schliessen.»
Auch die Gesundheitsdirektoren begrüssen die Transparenz-Liste. Aber wird jetzt der Sparstift angesetzt? Kathrin Huber, stellvertretende Generalsekretärin der GDK sagt: «Sparen ist vielleicht das falsche Wort. Es geht auch darum, dass die Spitäler ihre Kosten korrekt ausweisen und alle mit gleichen Ellen gemessen werden.»
Die Defizite in den Spitälern decken meistens die Kantone und damit die Steuerzahler. Trotzdem sind Spitalschliessungen politisch umstritten. Die Kostenvergleichsliste könnte aber den Druck erhöhen, Kosten zu sparen und vielleicht defizitäre Spitäler zu schliessen.