Er würde gerne Kapitän der FDP Schweiz werden: der St. Galler Unternehmer und Nationalrat Marcel Dobler. Allerdings möchte er diesen Balanceakt nicht alleine wagen – er schlägt deshalb ein Co-Präsidium vor. Am liebsten mit einer Person aus der Westschweiz, da er nicht sehr gut Französisch spricht.
Für die Nachfolge der abtretenden Petra Gössi ist Marcel Dobler bisher aber der einzige Interessent, der dies auch öffentlich kundtut. Als mögliche Kandidierende – allenfalls für ein Führungsduo – kursieren daneben Namen wie Jacqueline de Quattro, Waadtländer Nationalrätin und ehemalige Staatsrätin, und Johanna Gapany, Freiburger Ständerätin. Ambitionen aufs Präsidium werden auch der St. Galler Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, dem Aargauer Ständerat Thierry Burkart und dem Aargauer Nationalrat Matthias Jauslin nachgesagt.
Genfer Nationalrat befürchtet «Kakofonie»
Doch nicht überall in der FDP kommt die Idee eines Co-Präsidiums gut an. Besonders deutlich sagt dies der Genfer Nationalrat Christian Lüscher: «Persönlich bin ich total gegen ein Co-Präsidium, wie es andere Parteien haben. Das führt immer mal wieder zu einer Kakofonie.»
Der Solothurner Nationalrat Kurt Fluri drückt sich vorsichtiger aus: «Wenn man auswählen kann, ziehe ich ein Einzelpräsidium vor. Aber selbstverständlich ist mir bewusst, dass man nicht auswählen kann. Da kann es auch ein Co-Präsidium sein, das schliesse ich nicht zum Vornherein aus.»
Die Zürcher Nationalrätin Doris Fiala hingegen gehört zu den Befürworterinnen einer Doppelspitze. «Idealerweise wäre dies eine Frau und ein Mann, vielleicht ein jüngerer Mann und eine ältere Frau, oder umgekehrt. Ich denke, es müssten beide grossen Sprachregionen abgedeckt sein.»
Doppelspitze braucht viele Absprachen
Andere Parteien kennen bereits Co-Präsidien, so wie aktuell die SP mit Mattea Meyer und Cédric Wermuth. Dort funktioniert es – laut eigenen Angaben – bestens. Auch die Grünen haben Erfahrung damit. Regula Rytz präsidierte die Partei zuletzt zwar alleine, von 2012 bis 2016 jedoch gemeinsam mit Adèle Thorens Goumaz. Rytz kennt deshalb die Vor- und Nachteile eines sogenannten «Top-Sharing».
Sie sagt: «Ein Co-Präsidium hat eine sehr grosse Effizienzwirkung. Man kann die Arbeit aufteilen, die Aufgaben am Sonntag mal der Kollegin zuschieben und auch mal Ferien machen. Aber es braucht natürlich mehr Absprachen. Und bei uns haben die Medien ganz gezielt versucht, uns gegeneinander auszuspielen.»
Ob eine oder zwei Personen das FDP-Präsidium übernehmen, steht anfangs Oktober fest. Kandidatinnen und Kandidaten können sich noch bis Mitte August melden.