Zur Nationalhymne anstimmen, Raketen in den Himmel steigen lassen, auf die Schweiz anstossen – diese Traditionen verunmöglichte Corona letztes Jahr praktisch überall im Land. Im zweiten Pandemie-Sommer zeigt sich nun ein sehr unterschiedlicher Umgang mit den 1. August-Festivitäten, wie verschiedene Beispiele aus der Nordwestschweiz zeigen.
Während die Stadt Basel das traditionelle Feuerwerk über dem Rhein abermals absagt, lässt man sich in Liestal, der Hauptstadt des Nachbarkantons Baselland, die Party nicht verderben. An der traditionellen Feier beim Schiessplatz von Liestal, der Sichtern, will man trotz Corona und steigender Zahlen die Nationalhymne singen und einen geselligen Abend verbringen.
Tanzen und umarmen ist verboten
Domenic Schneider von der Liestaler Bürgergemeinde, welche das Fest organisiert, verweist aber auf die strengen Regeln für die Feier. Besucherinnen und Besucher müssten die Corona-Abstandsregeln immer einhalten. Das bedeute auch, dass man weder tanzen noch sich umarmen dürfe. «Wir werden diese Regeln mit Augenmass durchsetzen», sagt Schneider. Ausserdem seien nur 1000 Besucher auf dem Areal zugelassen. Dies wollen die Organisatoren mit der Vergabe von Armbändchen kontrollieren.
Mit Blick auf die Feier setzt Domenic Schneider auch auf die Eigenverantwortung. Man sei sich bewusst, dass man wegen der Pandemie in einer heiklen Phase ist. Schneider betont aber auch, er sei erleichtert, dass der 1. August auf einen Sonntag fällt. «Wenn es an einem Freitag oder Samstag wäre, würden die Leute sicher ein paar Gläser mehr trinken.»
Wir wollen kein Corona-Hotspot werden
Andere grosse Gemeinden verzichten dagegen ganz auf Festivitäten. So zum Beispiel auch die Baselbieter Gemeinde Muttenz. «In den vergangenen Jahren hatten wir jeweils um die 1000 Besucherinnen und Besucher. Da hätten wir das Covid-Schutzkonzept nicht umsetzen können», sagt Gemeindepräsidentin Franziska Stadelmann. Ein entscheidender Unterschied sei im Vergleich zum Festgelände auf der Sichtern bei Liestal, dass man in Muttenz weniger Platz habe. Die Leute könnten sich schlechter verteilen.
Mit vergleichbaren Argumenten begründet auch die Gemeinde Gerlafingen im Kanton Solothurn die Absage der Feier: «Wir wollen kein Corona-Hotspot werden», sagt Vize-Gemeindepräsident Thomas Wenger. Es komme dazu, dass man grosse Feste langfristig planen müsse, wegen der Verpflichtungen gegenüber der Lieferanten. Und das sei in Corona-Zeiten schwierig.
Gratis Bratwürste als Trostpflaster
In etlichen Gemeinden gibt es abgespeckte Feiern. Baden und Wettingen zum Beispiel wollen gratis Bratwürste an die Bevölkerung verteilen. Schon letztes Jahr feierte man so den Schweizer Nationalfeiertag. Eine spezielle Idee hatte man in der Gemeinde Lenzburg: Dort gibt es auf dem Schloss einen Gottesdienst und ein Podiumsgespräch.
Von abgesagten Feiern über Schmalspurfestivitäten bis hin zu Veranstaltungen mit strengem Schutzkonzept scheint es dieses Jahr alles zu geben am 1. August. Damit kommt zum Nationalfeiertag eine Eigenheit der Schweiz deutlich zum Vorschein: der ausgeprägte Föderalismus. Jede Gemeinde findet ihre eigene Lösung.