Seit feststeht, dass Ferien im eigenen Land im Sommer möglich sind, schnellen die Zahlen in die Höhe. «Wir hatten noch niemals zuvor so viele Buchungen von Schweizern in der Schweiz», sagt Dani Koller, Geschäftsführer von e-domizil – nach eigenen Angaben die grösste Schweizer Online-Vermittlerin von Ferienwohnungen und -häusern. An Spitzentagen seien die Umsätze bis zu viermal höher als im Vorjahr.
Ferienwohnungen sind im Moment so beliebt, weil man schon jetzt weiss: Die Küche ist offen.
Zu den begehrtesten Feriendomizilen gehören laut Koller Wohnungen auf Bauernhöfen, Alphütten und Baudenkmäler. Doch auch die Hotels werden zum Zug kommen, ist Markus Berger von Schweiz Tourismus überzeugt. «Ferienwohnungen sind im Moment so beliebt, weil man schon jetzt weiss: Die Küche ist offen.» Der Run auf Hotelzimmer komme einfach etwas später.
Abstand ermöglichen hat Priorität
In Arosa laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Überall muss sichergestellt werden, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können. Das gilt auch für den Bärenpark, mit dem Arosa Schweizer Gäste anlocken will. «Wir bauen den neuen Abenteuerpfad so, dass die Gäste gut aneinander vorbeikommen. Dazu planen wir zusätzliche Plattformen», sagt Tourismusdirektor Pascal Jenny.
Mit einer Gutscheinaktion will Arosa Reiselustigen auf die Sprünge helfen. Wer einen Gutschein kauft und noch dieses Jahr in Arosa einlöst, zahlt zehn Prozent weniger. Den Rabatt zahlt der Corona-Hilfsfonds der Gemeinde.
Trottinett fahren für Familien
Auch beim grossen Bergbahnunternehmen Jungfraubahnen im Berner Oberland haben die Verantwortlichen ein Konzept ausgearbeitet, um Hygiene- und Schutzmassnahmen einzuhalten. Mit einem Reservationssystem ermöglichten die Bahnen, dass die Gäste genügend Abstand voneinander nehmen können, sagt Direktor Urs Kessler. «So kann zum Beispiel ein einzelner Reisender ein ganzes Abteil für sich allein buchen.» Dafür nehme man auch in Kauf, dass die Bahnen halbleer unterwegs seien.
Wir sehen die Krise als Chance, vermehrt Besucherinnen und Besucher aus dem Inland zu begeistern.
Normalerweise stammen 70 Prozent der Bahngäste aus Asien. Jetzt kämpft man um jeden Gast aus dem Inland, und setzt dabei auf Abenteuer wie zum Beispiel Trottinett fahren am Berg, um Familien anzulocken. «Wir sehen die Krise als Chance, vermehrt Besucherinnen und Besucher aus dem Inland zu begeistern», sagt Kessler. Diese hätten die Region für einmal ganz für sich allein.
Es hat noch viele leere Betten
Auch wenn gewisse spezielle Ferienwohnungen und -häuser laut e-domizil für den Sommer schon beinahe ausgebucht sind, habe es noch genügend leere Betten, sagt Berger von Schweiz Tourismus. «In einem normalen Sommer kommen über die Hälfte der Gäste aus dem Ausland und von denen wird nur ein ganz kleiner Teil da sein.»
Bei Schweizerinnen und Schweizern scheint die Reiselust für den Sommer nach den langen Wochen im Homeoffice auf jeden Fall gross zu sein. Statt Meer und Sandstrand gibt es dieses Jahr Wandern und Campen an der Bergluft.