- Vor 100 Jahren ist mit der Einweihung eines Beobachtungsturms bei Sempach (LU) die Schweizerische Vogelwarte gegründet worden.
- Am Jubiläumsfest am Samstag bezeichnete Bundespräsidentin Viola Amherd Vögel als «Botschafter der biologischen Vielfalt».
«Stimmen die Lebensbedingungen für Vögel nicht mehr, verhält es sich oft auch so für andere Tier- und Pflanzenarten», sagte Amherd gemäss Redetext in Sempach. Von den gut 200 Vogelarten, die in der Schweiz brüteten, seien 40 Prozent gefährdet. Es brauche daher ein «aktives Zutun, einerseits auf allen politischen Ebenen und andererseits auf gesellschaftlicher Ebene». Die Vogelwarte gehe als gutes Beispiel voran.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens lud die Vogelwarte zu einem Festakt mit Festrednern, Show-Einlagen und einem Vogelstimmen-Workshop.
Vogelwarte will Vogelwelt verstehen
Was einst im Haus eines begeisterten Ornithologen in Sempach (LU) als Beringungszentrale begann, hat sich in den vergangenen 100 Jahren zu einem bedeutenden Sprachrohr der Vögel entwickelt. Unermüdlich verfolgt die Vogelwarte Sempach die Vision, die heimische Vogelwelt zu verstehen und ihre Vielfalt für die kommenden Generationen zu bewahren.
Die aufstrebende Wissenschaft sowie die fortschreitende Industrialisierung motivierten damals viele Menschen, die Vögel zu schützen, sagte Livio Rey, Mitarbeiter Kommunikation der Vogelwarte, vorab im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Themen von damals seien heute noch aktuell.
«Die Arbeit der Vogelwarte an und für sich hat sich, abgesehen von den Methoden, gar nicht so gross verändert», sagte Rey. Der leidenschaftliche Ornithologe Alfred Schifferli, der 1924 bei sich zu Hause der neu gegründeten Vogelwarte ein Zimmer zur Verfügung stellte und ihr erster Leiter wurde, sei ein Visionär gewesen. Die Vision der Vogelwarte laute noch heute: die heimische Vogelwelt verstehen und ihre Vielfalt für die kommenden Generationen bewahren.
Die Vogelwarte als Stiftung für Vogelkunde und Vogelschutz geniesst laut Rey stets grossen Rückhalt in der Bevölkerung, aber auch in Verwaltungen und in der Politik. «Wir werden als Partner ernst genommen», sagt Rey.
Meilensteine in der Geschichte der Vogelwarte
Als Meilensteine in der Geschichte der Vogelwarte nennt er unter anderem den Einsatz von Geolokatoren, welche in den vergangenen Jahren das Wissen über den Vogelzug revolutionierten. Da diese nur eine kleine, leichte Batterie benötigen, ermöglichen sie es, das Zugverhalten kleiner Vögel zu verfolgen. Zuvor waren nur GPS-Sender im Einsatz, mit welchen die Bewegungen grosser Vögel wie Adler oder Störche aufgezeichnet werden konnten.
Auch die Überwachung der Vogelbestände, das Monitoring, sei nach wie vor sehr wichtig, um aufzuzeigen, wie es den Vögeln gehe. «Die Vogelwelt spiegelt, wie wir mit der Umwelt umgehen», sagt Rey. Er betont auch, dass die Rote Liste der Schweizer Brutvögel sehr lang sei. Um diese zu reduzieren, müssten Lebensräume aufgewertet werden.
«In den vergangenen hundert Jahren wurden leider viele zerstört», sagt Rey. Die Vogelwarte startete darum das Rahmenprojekt «Aufschwung für die Vogelwelt» und schuf damit – gemeinsam mit Partnern – schon 450 Hektare wertvolle Naturfläche. Grossen Handlungsbedarf für das Wohl der Vögel sieht die Vogelwarte insbesondere in Feuchtgebieten und landwirtschaftlichen Gebieten. Indem Buntbrachen angelegt, Hecken gepflanzt und Feuchtgebiete aufgewertet werden, können Brutplätze für die Vögel geschaffen werden.