Ein Terroranschlag auf die Pride in Zürich: Das ist das schlimmstmögliche Szenario, von dem Ermittlerinnen und Ermittler ausgehen mussten, als sie im Vorfeld des Umzugs von Drohungen von Jugendlichen erfuhren. Die Behörden handelten rasch und nahmen zwei Minderjährige fest, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten. Eine mögliche Motivation hinter den Drohungen blieb unklar.
Nun zeigen Recherchen von SRF: Die zwei Minderjährigen, einer 17 Jahre alt, der andere 14, gelten gemäss ersten Ermittlungen als islamistisch radikalisiert, wie mehrere Quellen bestätigten. Auch die NZZ ist in unabhängigen Recherchen zum gleichen Resultat gekommen, wie sie heute berichtet.
Migrationshintergrund im Irak und auf dem Balkan
Die beiden Schweizer Staatsbürger haben nach Recherchen von SRF beide Migrationshintergründe: Eine der Herkunftsfamilien stammt aus dem Irak, die andere aus einem Land auf dem Balkan. Ob sich die Jugendlichen in den Familien radikalisiert haben, ist offen – als wahrscheinlich gilt derzeit eher eine Beeinflussung im Kreise von Gleichaltrigen und auf Social Media.
In einschlägigen Chat-Foren und Online-Kanälen sollen sie sich auch über einen möglichen Anschluss an die Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) erkundigt haben. Ebenfalls dort soll zumindest einer danach gefragt haben, wie man einen Anschlag durchführen könnte. Gemäss NZZ soll sich der 17-jährige Verdächtige nach dem Einsatz eines Lastwagens – wie in Nizza und in Berlin – erkundigt haben.
Bezug auf Messerangriff in Zürich
Einer der beiden festgenommenen Minderjährigen soll gemäss SRF-Recherchen in Online-Kanälen auch Bezug genommen haben auf den Messerangriff gegen einen jüdischen Mann in Zürich im März. Der dringend tatverdächtige Jugendliche will die Tat im Namen des IS verübt haben. Einer der nun Verdächtigen soll sich bewundernd geäussert haben – und anscheinend von einem noch verheerenderen Anschlag gesprochen haben.
Die Ermittlungen führt die Jugendanwaltschaft, es gilt die Unschuldsvermutung. Es sind noch zahlreiche Fragen offen: Wie weit fortgeschritten waren die Anschlagsplanungen? Wie wurden die Jugendlichen radikalisiert? Wie stark verankert ist die dschihadistische Ideologie wirklich? Wie sind sie allenfalls vernetzt in der Schweiz oder auch international? Und – gemäss Jugendstrafrecht im Zentrum – wie können die jungen Menschen wieder sozialisiert werden?