Auch dieses Jahr wird es ein leiser Sommer im Berner Oberland: Schon wieder muss das Greenfield-Festival verschoben werden. Die Veranstalter zogen am Morgen die Corona-Notbremse. Die Absage ist eine von mehreren – und deutet auf ein grundsätzliches Problem hin.
Es gäbe zu viele Unsicherheiten in der Planung, welche die ganze Branche betreffen, sagt Stefan Breitenmoser vom Branchenverband SMPA: «Bis jetzt haben das Paléo Festival in Nyon, Rock the Ring in Hinwil und nun das Greenfield-Festival in Interlaken abgesagt.»
Der Bundesrat müsse nun endlich kommunizieren, wie es weitergehe, fordert Breitenmoser. «Wenn er sich nicht bald zu Auflagen für grössere Veranstaltungen in diesem Sommer äussert, werden in den nächsten Tagen weitere Absagen folgen.»
Grosse Planungsunsicherheit
Das Problem: Noch immer werden Tickets für Veranstaltungen verkauft, etwa beim grössten Schweizer Konzertveranstalter Gadget ABC. Geschäftsleitungsmitglied Oliver Rosa sagt: «Wir haben immer noch Shows, die im April und Mai im Verkauf sind. Wir können hier aber keine Ansage machen. Für unser Geschäft ist das viel zu kurzfristig – wir können so nicht planen.» Die aktuelle Situation sei sehr unbefriedigend.
Wir sehen die Impfung als ein mögliches Kriterium für den Zugang zu Veranstaltungen in einer Übergangsphase.
Ungeklärt ist also die Frage, unter welchen Bedingungen Konzerte und Festivals stattfinden können. Noch sind es Gedankenspiele. Aber die Frage wird in den Medien heiss diskutiert: Wer darf unter welchen Bedingungen an ein Konzert. Soll es beispielsweise eine Impfpflicht geben?
Nein, findet Breitenmoser vom Branchenverband SMPA. Aber: «Wir sehen die Impfung aber als ein mögliches Kriterium für den Zugang zu Veranstaltungen in einer Übergangsphase.»
Der Bundesrat überliess das Feld bisher den Privaten: Wenn ein Musikfestival einen Impfnachweis verlange, fände er das nachvollziehbar, sagte etwa Guy Parmelin vor ein paar Wochen.
Die Zeit drängt – der Kostendruck steigt
Klar ist: Für die Veranstalter wird die Zeit knapp. Grosse Festivals in der Schweiz haben ein Budget im zweistelligen Millionenbereich. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Ausgaben werden fällig – Ausgaben, die von den Kantonen nur teilweise gedeckt werden.
Die Handhabung ist hier unterschiedlich. Meistens umfasst die Ausfallentschädigung aber ein paar Hunderttausend Franken. Verband und Veranstalter erhöhen darum den Druck derzeit massiv. Je näher die Sommermonate kommen – und damit die Festivalsaison –, desto höher wird der Kostendruck.