Die Strafanzeige gegen Ruedi Montanari stammt vom letzten Juni. Der ehemalige Präsident des Deutschen Fussballbundes (DFB), Theo Zwanziger, wirft Montanari vor, im Zusammenhang mit zehn Millionen Franken, die der Fifa ungerechtfertigt entgangen sein sollen, untätig geblieben zu sein.
Konkret geht es um eine frühere Strafanzeige gegen den Fifa-Präsidenten Gianni Infantino, der dieses Geld nicht zurückgefordert habe. Montanari habe die Strafanzeige laut Zwanzigers neuer Anzeige willkürlich nicht anhand genommen.
Gravierende Vorwürfe
Der frühere Fussball-Funktionär Theo Zwanziger, der bis 2015 auch dem Fifa-Exekutivkomitee angehörte, erhebt gegen Ruedi Montanari den Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der Begünstigung. Montanari ist einer von zwei Stellvertretern des neuen Bundesanwalts Stefan Blättler. Für Montanari gilt die Unschuldsvermutung.
Die AB-BA hat eine ausserordentliche Staatsanwältin ernannt.
Um den Sachverhalt zu untersuchen, setzt die zuständige Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) nun eine Sonderermittlerin ein. Patrick Gättelin, Sprecher der Behörde, bestätigt die Informationen von SRF Investigativ: «Die AB-BA hat eine ausserordentliche Staatsanwältin ernannt.»
Sobald die Aufsichtsbehörde die administrativen Arbeiten, die mit der Einsetzung verbunden seien, beendet habe, werde die ausserordentliche Staatsanwältin ihre Tätigkeit aufnehmen, sagt Gättelin. Den Namen der Sonderermittlerin will er nicht bekannt geben, bevor alle Formalitäten geklärt sind.
Kein Einfluss auf Amtstätigkeit
Die Bundesanwaltschaft will sich nicht zum Verfahren äussern, da sie dafür nicht zuständig sei. Die Handlungsfähigkeit Montanaris sieht die Bundesanwaltschaft durch die Sonderermittlung nicht eingeschränkt.
Andernfalls wäre es ein Leichtes, die Bundesanwaltschaft mit Anzeigen zu blockieren, sagt Sprecherin Andrea König. Montanari selbst reagierte nicht auf eine Anfrage.
Anzeigeerstatter Theo Zwanziger war im Zusammenhang mit der Fifa-Affäre rund um die Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland selbst ins Visier der Bundesanwaltschaft geraten. Er wurde von den Anklägern beschuldigt, mit anderen hohen Funktionären eine Zahlung angeblich arglistig falsch deklariert zu haben. Zu einem Gerichtsprozess kam es nicht, weil das Verfahren verjährte.
Ausser der Sonderermittlung gegen Montanari strebt Zwanziger in seiner Eingabe auch die Wiederaufnahme seiner vom stellvertretenden Bundesanwalt nicht anhand genommene Strafanzeige gegen Fifa-Präsident Gianni Infantino an. Zwanzigers Ersuchen ist bei der Bundesanwaltschaft deponiert.
Bereits vierte Sonderermittlerin in Sachen Fifa
Die nun für die Strafanzeige gegen Montanari eingesetzte ausserordentliche Staatsanwältin ist im Zusammenhang mit der Fifa-Affäre bereits die vierte Sonderermittlerin.
Drei ausserordentliche Staatsanwälte prüfen allein die Vorwürfe gegen Olivier Thormann, den heutigen Bundesstrafrichter und früheren Staatsanwalt des Bundes. Sie untersuchen unter anderem die Rolle Thormanns bei den nicht protokollierten Treffen des ehemaligen Bundesanwalts Michael Lauber mit Fifa-Präsident Gianni Infantino.
Wegen der Vorgänge rund um die Geheimtreffen läuft auch weiterhin eine Strafuntersuchung gegen Montanaris ehemaligen Vorgesetzten, den früheren Bundesanwalt Michael Lauber.