- Der Fussball-Weltverband FIFA hat formale Voraussetzungen für einen Abschied von seinem Stammsitz in Zürich geschaffen.
- Der Kongress des Weltverbands stimmte in Bangkok einer Statutenänderung zu.
Diese besagt, dass die Zentrale in Zürich liegt – bis der Kongress eine Entscheidung über den Hauptsitz trifft. Eine derartige Einschränkung gab es bislang nicht.
«Bis unsere Mitglieder etwas anderes entscheiden, bleibt Zürich unser Hauptsitz», sagte ein Fifa-Sprecher auf Anfrage der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Es gebe viele sportliche und internationale Organisationen mit Sitz in Genf und Lausanne. «Tatsächlich erwägen wir derzeit die Eröffnung von Aussenstellen an anderen Orten in der Schweiz und somit eine Ausweitung unserer Präsenz im Land.»
Die Zürcher Stadtregierung war über die beantragte Statutenänderung informiert und macht sich zu einem möglichen Wegzug keine Sorgen. Auf Anfrage sagt Sprecher Lukas Wigger, die Fifa habe deutlich gesagt, dass sie sich nach wie vor wohlfühle in der Schweiz. «Wir haben keine Kenntnis von konkreten Plänen der Fifa, aus Zürich wegzuziehen.»
Ein Wegzug hätte für die Stadt jedoch auf verschiedenen Ebenen Konsequenzen, stellt Wigger klar. Zum Beispiel wirtschaftliche: «Die Fifa stellt mehrere Hundert Arbeitsplätze in unserer Stadt.» Auch touristisch und in der Sportförderung habe die Fifa einen grossen Stellenwert. So zieht das Fifa-Museum viele Besucherinnen und Besucher an. Mit dem Bluestars Fifa Uefa-Cup organisiert die Fifa zudem ein bedeutendes Turnier im Jugendsport in Zürich.
Seit über 90 Jahren in Zürich
Die Fifa sitzt seit 1932 in Zürich. Sie ist als Verein im kantonalen Handelsregister eingetragen. Gerüchte um einen Wegzug gab es in der Vergangenheit schon mehrfach, letztmals im vergangenen Herbst, als publik wurde, dass die Fifa Stellen in andere Städte auslagern will.
Die Fifa hatte zuletzt immer mehr Büros in anderen Ländern eröffnet, unter anderem in Paris. Die Rechtsabteilung sitzt in Florida. «Da wir ein globales Leitungsgremium sind, ist es selbstverständlich, dass wir Büros auf der ganzen Welt haben, darunter in Miami, Paris und Jakarta», sagte ein Sprecher des Weltfussballverbands zu DPA.
Der ehemalige Zürcher Fifa-Funktionär Guido Tognoni hingegen spricht von einem «schleichenden Wegzug» der Fifa aus Zürich. Er bedauert die Entwicklung des Verbands, dem er 13 Jahre lang gedient hatte. Die Änderung der Statuten betrachtet Tognoni als «Machtdemonstration» des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino.
Es ist eine kleine Machtdemonstration von Gianni Infantino.
Es sei ein offenes Geheimnis, dass sich dieser nie wohlgefühlt habe in der Schweiz. «Er fühlt sich nicht geschätzt. Er war in juristische Auseinandersetzungen verwickelt und fühlt sich in der Schweiz einfach nicht so wohl und so gut aufgehoben wie Sepp Blatter.»
Mitunter sei die Statutenänderung eine Drohung, dass ein schneller Wegzug jetzt möglich sei. Eine Drohung, die Zürich ernst nehmen solle: «Gianni Infantino wird es sich sicher nicht ein zweites Mal gefallen lassen, dass der Zürcher Gemeinderat ein Public Viewing der Fussball-WM auf öffentlichem Grund verbietet.»