Die Fifa bestätigt gegenüber SRF entsprechende Meldungen der französischen Nachrichtenagentur AFP. Betroffen vom Stellenumzug ist unter anderem die Rechtsabteilung der Fifa, die entsprechenden Mitarbeitenden seien am Dienstag informiert worden.
«Die Fifa ist ein weltweiter Dachverband, und einige Abteilungen wurden über den geplanten Umzug in ein neues, ständiges Büro in Miami informiert. Dies steht im Einklang mit der globalen Vision einer Organisation, die 211 Mitgliedsverbände hat», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Miami biete sich zudem an, weil die Fifa dort jüngst ohnehin schon ein Büro für die Weltmeisterschaften 2026, welche in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden, eröffnet hat.
Das ist eine Abkehr von Zürich und der Schweiz, die unter Fifa-Präsident Gianni Infantino bereits seit 2016 zu beobachten ist.
Für Fifa-Kenner Guido Tognoni ist die Verlegung der 100 Stellen nach Miami «eine Abkehr von Zürich und der Schweiz». Diese sei unter Fifa-Präsident Gianni Infantino bereits seit 2016 zu beobachten.
«In der Schweiz ist Infantino jahrelang in einem hoffnungslosen Verfahren der Bundesanwaltschaft verfolgt worden. Die Stadt Zürich hat letzten Dezember verboten, auf öffentlichem Raum die Spiele aus Katar auszustrahlen. Das sind Nadelstiche, auf die ein Fifa-Präsident empfindlich reagiert», betont der ehemalige Fifa-Funktionär Tognoni. Gianni Infantino sei kein Typ, der sich der Schweiz besonders verbunden fühle.
Zürich büsst an Bedeutung ein
Die Fifa ist seit über 90 Jahren in Zürich beheimatet. Im Jahr 2007 wurde der Zürcher Standort zum Hauptsitz des Weltfussballverbandes. Auch der «Ballon d'Or», die glamouröse Fussballgala der Fifa mit grossen Namen wie Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, fand hier alljährlich statt. Die Stars brachten nicht nur Glanz an die Limmat, sondern auch viel Geld. Seit 2017 findet der «Ballon d'Or» allerdings nicht mehr in Zürich statt.
Vor zwei Jahren hatte die Fifa einzelne Abteilungen aus der Schweiz nach Paris abgezogen. Damals waren 34 Arbeitsplätze betroffen. Die Begründung für die Abkehr von Zürich: Die Fifa wolle in den verschiedenen Regionen besser vertreten sein. So sei auch in Singapur die Eröffnung eines neuen Fifa-Büros geplant. Doch der Weltfussballverband betont: Der Hauptsitz der Fifa solle in Zürich bleiben. So haben weiterhin über 800 Mitarbeitende der Fifa einen Schweizer Arbeitsvertrag.
Die Stadt Zürich sagt dazu auf Anfrage, dass Zürich offenbar als Standort Qualitäten habe, die einen der grössten Sportweltverbände nach wie vor überzeugen. Der Umzug selber wird allerdings nicht kommentiert. Fifa-Kenner Guido Tognoni spricht derweil von einer Salamitaktik: «Zuerst war Paris an der Reihe, jetzt ist es Miami, bald Singapur. Das könnte noch weitergehen und zeigt: Zürich ist nicht mehr die Welthauptstadt des Fussballs.»