Es gab Zeiten, da lag die Welt Michel Platini zu Füssen: In den 80er-Jahren war er einer der besten Fussballer der Welt und wurde mit Frankreich Europameister. Danach schien es für ihn auch als Fussballfunktionär nur aufwärtszugehen: Er wurde Präsident des europäischen Fussballverbands Uefa.
Ebenso erstaunlich die Karriere von Sepp Blatter: Der Walliser präsidierte fast 20 Jahre lang den Weltfussballverband Fifa und ging bei den Mächtigen der Welt ein und aus.
Anklage wegen Betrugs
Doch nun müssen sich der ehemalige Fifa-Präsident und der ehemalige Uefa-Präsident den Richtern stellen – und sind nicht mehr von Fussballstars und Staatschefs umgeben, sondern von ihren Anwälten. Vorgeworfen werden dem 86-jährigen Blatter und dem 66-jährigen Platini Betrug und Veruntreuung. Dabei geht es um eine umstrittene Zahlung von 2 Millionen Franken aus dem Jahr 2011.
Die umstrittene Zahlung geht also zurück in eine Zeit, als die beiden noch im Zentrum der Macht im Weltfussball standen. Bereits 1998 hatte Blatter Platini als Berater engagiert und mit 300'000 Franken im Jahr fürstlich entschädigt. 2010 schickte Platini dann der Fifa eine Rechnung im Umfang von 2 Millionen Franken, angeblich für noch nicht bezahlte Beratungsleistungen. Als Fifa-Präsident liess Blatter seinem Weggefährten die Millionen auszahlen.
Ermittlungen der Bundesanwaltschaft
Die Bundesanwaltschaft war bei ihren verschiedenen Ermittlungen rund um den Weltfussballverband auf die auffällige Zahlung gestossen. Sie erhob Anklage, weil die Fifa geltend machte, sie sei durch die Zahlung geschädigt worden. Der Vorwurf steht also im Raum, Michel Platini habe sich bereichert und Sepp Blatter habe dies begünstigt.
Die Richterinnen und Richter am Bundesstrafgericht werden in den kommenden Tagen klären müssen, ob die Zahlung gerechtfertigt und was der wahre Grund dafür war. Ausserdem interessiert die Frage, ob jemand innerhalb der Fifa die Bundesanwaltschaft auf die Zahlung an Platini aufmerksam machte.
Die Rolle von Infantino
So könnte der heutige Fifa-Präsident Gianni Infantino ein Interesse daran gehabt haben – schliesslich war er es, der vom Fall von Blatter und Platini profitierte. Infantino bestreitet jedoch, involviert gewesen zu sein.
Für Blatter und Platini hatten die Ermittlungen der Justiz drastische Folgen: Sie wurden vom Weltfussballverband gesperrt und mussten ihre Ämter abgeben. Ihre grossen Karrieren waren abrupt beendet.
Schwierige Rehabilitation
Umso engagierter wollen sie nun ihre Unschuld beweisen und kämpfen sie um ihren guten Ruf. Sie, die so lange so sehr vom Erfolg begleitet waren, wollen sich rehabilitieren. Doch die Macht, die sie hatten, und die gesellschaftliche Anerkennung, die sie kannten, werden sie kaum wieder erreichen.
Das Urteil des Bundesstrafgerichts ist für den 8. Juli angekündigt.