- Das Kinderspital Zürich und das Spital Wetzikon sind in finanzieller Schieflage.
- Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat deshalb entschieden, dem Kinderspital ein Millionen-Darlehen und Subventionsgelder zu gewähren.
- Das Spital Wetzikon geht hingegen leer aus. Dessen Aktionärsgemeinden haben umgehend eine Taskforce gegründet.
Das bestehende Darlehen des Kantons für das Kinderspital Zürich wird um 100 Millionen auf 250 Millionen Franken erhöht, wie Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) am Donnerstag vor den Medien sagte. Zusätzlich gibt es für das laufende Jahr Subventionen in der Höhe von 35 Millionen Franken.
Das Kinderspital hat einen akuten Liquiditätsengpass. Würde der Kanton nicht in die Bresche springen, wäre die Zahlungsfähigkeit ab Mitte Jahr nicht mehr sichergestellt. Die Eleonorenstiftung, der Trägerin des Spitals, kann keine weiteren Eigenmittel in den Spitalbetrieb oder den Neubau einbringen.
761 Millionen Franken für den Neubau
Hauptgrund für das Finanzloch ist der Neubau der Stararchitekten Herzog & de Meuron, bei dem die Kosten auf 761 Millionen Franken gestiegen sind. Im Herbst soll der Bau bezogen werden. Die Erträge aus dem Spitalbetrieb können die Fertigstellung bis dann aber nicht mehr finanzieren.
Das Kispi seinem Schicksal zu überlassen und in die Insolvenz schlittern zu lassen, kam für die Gesundheitsdirektion nicht infrage. «Das Kispi ist für die Aufrechterhaltung der Kindermedizin unverzichtbar», sagt Rickli. «Allerdings wollen wir nicht mehr in eine solche Situation geraten. Wir stellen Auflagen ans Spital.»
Der Kanton erwartet, dass das Darlehen innert 25 Jahren zurückgezahlt wird. Gleichzeitig sollen aber auch die Ursachen für die finanzielle Schieflage aufgearbeitet werden. Eine Untersuchung soll klären, ob das Spital heute noch die richtige Struktur hat. Die Eleonorenstiftung kündigte bereits an, Kooperationen mit dem Universitätsspital zu prüfen.
«Ein Spitallistenplatz ist keine Staatsgarantie»
Für das Spital Wetzikon hatte die Gesundheitsdirektion hingegen schlechte Nachrichten: Es erhält kein Geld. Das Spital hatte ein Gesuch um ein Darlehen von 180 Millionen Franken eingereicht. Zuvor hatte das Spital erfolglos versucht, das Geld am Kapitalmarkt aufzutreiben.
Das Spital Wetzikon gelte nicht als «unverzichtbar», kam der Regierungsrat zum Schluss. «Ein Spitallistenplatz ist keine Staatsgarantie», sagte Rickli. Weder der Neubau noch die geplanten Renovationen seien für die Spitalversorgung der Zürcher Bevölkerung zwingend notwendig. «Eigentlich braucht es im Zürcher Oberland nur ein Spital für stationäre Behandlungen.» Sollte es zur Schliessung des Spitals Wetzikon kommen, könnten die Patientinnen und Patienten etwa ins Spital Uster - das zweite Spital im Zürcher Oberland - ausweichen.
«Ein Schlag in die Magengrube»
Dass der Regierungsrat das Spital Wetzikon für verzichtbar hält, enttäuscht Jörg Kündig, Verwaltungsratspräsident des Spitals: «Diese Aussage ist ein Schlag in die Magengrube». Kündig betont aber, dass der Betrieb des Spitals weiterhin gewährleistet sei, wie auch die Lohnzahlungen der 900 Mitarbeitenden.
Das Nein der Gesundheitsdirektion betreffe ein Darlehen von 170 Millionen Franken, das das Spital vor zehn Jahren aufgenommen hat. Dieses müsse bis am 12. Juni zurückbezahlt werden. Nun wolle das Spital Zeit gewinnen, um das nötige Geld aufzutreiben, sagt Jörg Kündig. Gangbar wäre der Weg über eine Nachlassstundung, um den Konkurs abzuwenden. «Zudem zählen wir auf die Unterstützung der zwölf Trägergemeinden. Von ihnen spüren wir grossen Zuspruch.»