Die Impfkampagne in der Schweiz ist ins Stocken geraten. Nun hat der Kanton Schwyz einen Impfappell lanciert, damit es mit den Impfungen vorwärts geht. Was hält der Präsident der Gesundheitsdirektoren davon?
SRF: Herr Engelberger, im Kanton Schwyz hat die Regierung einen Appell getätigt, damit mehr geimpft wird. Reicht das aus?
Lukas Engelberger: Ein Appell ist wichtig, wir müssen uns weiterhin an die Bevölkerung wenden. Wir müssen das Impfangebot erneuern, und zwar auf ganz verschiedenen Kanälen. Da kann man auf der Kommunikationsebene noch viel machen.
Kommunikation ist ja gut und recht. Bräuchte es aber nicht auch andere Massnahmen, damit mehr geimpft wird?
Wir sind in allen Kantonen daran, die Impfungen einfach zu organisieren, etwa die Impfung in die Praxen zu bringen und in die Apotheken. Oder mit mobilen Einheiten direkt an den Ort zu fahren, wo viele Leute sind, um die Impfung anzubieten.
Jeder und jede tut seiner eigenen Gesundheit etwas zuliebe mit der Impfung. Da muss man eigentlich nicht noch eine Schoggi dazu abgeben.
In anderen Ländern wird mit Anreizen gearbeitet, es gibt Lotterien oder Impfprämien. Was halten Sie von solchen Impfanreizen?
Ich bin skeptisch. Das Impfangebot steht für sich selbst. Jeder und jede tut seiner eigenen Gesundheit etwas zuliebe mit der Impfung. Da muss man eigentlich nicht noch eine Schoggi dazu abgeben.
Jeder Kanton macht es ein wenig anders. Entsprechend sind auch die Impfraten sehr unterschiedlich. Welchen Druck kann man denn noch aufsetzen, damit alle ein hohes Impf-Niveau erreichen und nicht einzelne Kantone ausscheren, worunter dann alle leiden müssen?
Dass die Kantone gemäss ihrer lokalen Situation anders auf die Leute zugehen, ist normal. Wichtig ist aber, dass man auch auf der nationalen Ebene weiterhin eine starke Kommunikation hat – also mit der gesamtschweizerischen Kampagne des Bundes, die bereits läuft.
Es ist ein grosses Risiko, das man auf sich nimmt, wenn man sich nicht impfen lässt.
Wenn nun aber die Impfrate weiterhin zu tief bleibt und nicht steigt: Was bedeutet dies für den Herbst?
Das würde bedeuten, dass wir ein hohes Risiko haben, dass sich immer noch viele Leute anstecken und dass auch viele Leute schwer erkranken und sterben werden. Darauf müssen wir klar hinweisen. Es ist ein grosses Risiko, das man auf sich nimmt, wenn man sich nicht impfen lässt. Deshalb halten wir ja auch das Impfangebot aufrecht.
Wir setzen darauf, dass die Menschen für sich selber Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen.
Aber kann man davon ausgehen, dass die Bevölkerung nicht darunter leiden muss, wenn sich einige nicht impfen lassen?
Die aktuelle Planung sieht vor, dass wir ab dem Moment, wenn alle schnell Zugang haben zur Impfung, keine grossflächigen Einschränkungen mehr machen oder Schliessungen. Es wird Veranstaltungen und Tätigkeiten geben, für die es ein Zertifikat benötigt – mit dem ist zu rechnen. Aber weitere flächendeckende Einschränkungen sind nicht vorgesehen.
Jene, die sich nicht impfen, sind dann also selber schuld und müssen das Risiko ganz alleine tragen. Und Sie versprechen der Bevölkerung, die sich geimpft hat, dass sie nicht mehr unter Einschränkungen leiden muss?
Solange die Impfung wirkt, ist das unsere Strategie. Wir setzen darauf, dass die Menschen für sich selber Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen. Und dass wir dann so den Herbst und den Winter durch unser Alltags-, Wirtschafts- und Gesellschaftsleben aufrechterhalten können.
Das Gespräch führte Tobias Bossard.