Die Zahlen sind eindrücklich: Vor dem Ukraine-Krieg hat die Sozialhilfe der Stadt Basel rund 1'700 Flüchtlinge betreut. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine kamen in kurzer Zeit rund 1'600 neue Fälle dazu. «Wir benötigen daher eigentlich doppelt soviel Personal, um die Leute betreuen zu können», sagt Ruedi Illes, Leiter der Basler Sozialhilfe.
Ungefähr 30 weitere Stellen müssten laut Illes geschaffen werden, um den Ansturm zu bewältigen. Die Stellenbesetzung sei jedoch alles andere als einfach. «Wir sind ja nicht das einzige Sozialamt mit diesem Problem. Alle Sozialämter in der Schweiz suchen neue Mitarbeiter.»
Tatsächlich steht Basel-Stadt mit dem Problem der intensiven Betreuung von Geflüchteten nicht alleine da. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer benötigen eine Unterkunft. Auf Anfrage schreibt die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren: «Kantone und Gemeinden sind unter Hochdruck daran, Unterkünfte bereitzustellen für Geflüchtete. Damit einher geht, dass auch entsprechend Betreuungspersonal rekrutiert werden muss. Hier haben uns verschiedene Kantone zurückgemeldet, dass es langsam eng werde.»
In Basel-Stadt stehen derzeit noch 500 Wohnungen leer, die der Kanton eigens für Flüchtlinge angemietet hat. Das Problem des fehlenden Fachpersonals dürfte laut Illes noch länger bestehen bleiben. Bis die nötigen Stellen besetzt seien, greife man auf freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück. «Wir zogen Leute aus anderen Bereichen ab, setzen auf Studierende oder holen Pensionierte zurück.»
Die Überlastung der Sozialämter bekommen auch die Flüchtenden zu spüren. So auch Familie Kavich, die mit dem 4-monatigen Sohn Timur seit zwei Monaten in der Schweiz ist. Anfangs fanden sie bei einer Tante Unterschlupf. Doch die Wohnung war für insgesamt sechs Personen zu klein. Jetzt wohnen sie in einer 2-Zimmer-Wohnung. Diese Wohnung zu finden, war schwierig, sagt Igor Kavich.
Die Sozialbehörden haben uns gesagt, wir sollen uns selber eine Wohnung suchen. Durch die sprachliche Barriere war das nicht so einfach.
«Wir hatten keine grossen Erwartungen an die Behörden. Wir zogen zur Tante, und hofften, dass wir rasch ein eigenes Zuhause bekommen. Leider war das nicht der Fall. Die Sozialbehörden haben uns gesagt, wir sollen uns selber eine Wohnung suchen. Durch die sprachliche Barriere war das nicht so einfach.»
Deutsch lernen, Arbeit finden und auf eigenen Beinen stehen
Das Basler Sozialamt hat eigens für die Flüchtenden aus der Ukraine eine Internetseite aufgeschaltet, auf der die wichtigsten Fragen beantwortet werden, sei es zur Wohnung oder zur Einschulung der Kinder. Sozialamtleiter Illes stellt fest, dass häufig die gleichen Fragen kommen und auch deshalb die Arbeitsbelastung für die Sozialämter gross ist.
«Besonders am Montag kommen viele Anfragen rein. Übers Wochenende stauen sich oft viele Fragen an», sagt Illes. Teilweise müssten die Betroffenen zwei bis drei Tage warten, bis sie eine Antwort erhalten. Illes betont aber, dass in Basel alle Flüchtenden aus der Ukraine eine Unterkunft hätten und die finanzielle Unterstützung, die sie benötigen, erhielten.
Für Familie Kavich ist klar: Sie möchte jetzt möglichst schnell unabhängig von Hilfe werden. Deutsch lernen – Arbeit finden und auf eigenen Beinen stehen.