Am Morgen, kurz vor acht Uhr, Bahnhof Buchs, Perron 3. Ein Zug aus Graz fährt ein. Eine Handvoll Grenzwächter und gleich viele Polizisten warten, einige von ihnen besteigen den Zug. Kurze Zeit später steigen sie mit zwei jungen dunkelhäutigen Männern wieder aus und gehen mit ihnen ins Zollgebäude.
«Hier werden die Fingerabdrücke von den Daumen genommen und die allfälligen Pässe kontrolliert. So wird überprüft, ob diese Leute schon einmal in die Schweiz eingereist sind», erklärt Peter Hanselmann, Sicherheitschef der Stadt Buchs. Er koordiniert die Aufnahme der Flüchtlinge vom Bahnhof bis in die Notunterkunft.
Gemeinden müssen selber Lösungen finden
Im Zollgebäude werden die Personalien auf einer Liste erfasst und die mitgeführten Sachen kontrolliert. Die Grenzwächter tragen blaue Plastikhandschuhe, sprechen nur das nötigste. Einer vergleicht die aufgenommenen Daten mit einer Datenbank im Computer. Die Atmosphäre ist ruhig, keine Hektik. Nach wenigen Minuten sind die Grenzwächter fertig. Die Flüchtlinge werden auf direktem Weg auf die andere Seite des Bahnhofs zum alten Postgebäude geführt.
Es sei nicht im Interesse der Stadt Buchs, dass es hier Flüchtlinge auf Bahnperrons ungeschützt vor Witterung und Kälte übernachten müssen, sagt Hanselmann. Deshalb hat die Stadt im alten Postgebäude eine Triage-Stelle eingerichtet. Weil der Bund überfordert ist, die Bundeszentren voll sind, müssen die St. Galler Gemeinden, allen voran Buchs, wo die meisten Flüchtlinge per Zug ankommen, selber eine Lösung finden.
Spielzeuge für Kinder
Die Zivilschützer, welche die Triage-Stelle betreiben, begrüssen die Flüchtlinge freundlich und informieren sie über das weitere Vorgehen. Die Leute werden hier verpflegt, in einem Raum liegen Matratzen und Wolldecken. «Den Kindern geben wir hier auch Spielzeuge ab, welche von Privatpersonen bei der Gemeinde abgegeben wurden», verweist Hanselmann auf einen kleinen Extraservice für Jüngsten.
Rauchen können die Flüchtlinge in einem alten Büro im Postgebäude – so sind sie von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
Während die Flüchtlinge in Buchs ankommen, läuft im Hintergrund das Telefon heiss. Die Zivilschützer sprechen sich mit dem Kanton ab. Nach zwei bis drei Stunden ist eine passende Notunterkunft gefunden. Mit einem Kleinbus werden die Flüchtlinge nach Sennwald gebracht. Draussen, vor der Zivilschutzanlage, stehen einige Flüchtlinge und reden miteinander. Ein kleines Mädchen sitzt auf einem Spielzeugtraktor.
Warten auf Platz in Bundeszentren
Hanselmann betont denn auch, dass sich die Flüchtlinge hier frei bewegen dürften: «Die Leute sind hier nicht eingesperrt. Sie werden durch die Zivilschutzorganisation betreut, sind aber frei.» Drinnen gibt es Betten, einen Aufenthaltsraum, Tischfussball, Infoblätter an den Wänden – auf Englisch, zum Teil haben die Flüchtlinge die Informationen selbst auf Arabisch übersetzt.
Hier heisst es nun warten, warten bis es weitergeht. Die Zeit totschlagen. Diese Zivilschutzanlage dient als Pufferunterkunft, weil in den Bundeszentren zurzeit kein Platz mehr frei ist. Erst wenn die Flüchtlinge dorthin kommen, beginnt das Asylverfahren und damit die Zukunftsplanung der Flüchtlinge.