Gemeindepräsident Bänz Müller steht auf einem Kiesplatz in Wohlen bei Bern, neben einer grossen Lagerhalle. Hier, wo Männer Erde in eine Baumulde schaufeln, sollen die Wohncontainer hinkommen. Das Baugesuch ist eingereicht, die Voraussetzungen sind gut. «Die Dorfstrasse führt hier vorbei. Einen Anschluss hier hinzuziehen ist einfach und kostengünstig zu machen», erklärt Müller. Ohne Einsprachen sollten die Container bis Ende Jahr hier stehen.
Hinterkappelen. Gemeinde Wohlen. Eine Mischung aus Bauerndorf und Hochhaussiedlung am Rande Berns. Hinter der Migros, in der Zivilschutzanlage beim Schulhaus wollte der Kanton 100 Asylsuchende unterbringen.
Gegenvorschlag der Gemeinde: ein Containerplatz für 30 Leute. Selbst finanziert durch eine lokale Stiftung. Die Reaktionen im Dorf sind mehrheitlich positiv: «Die armen Kreaturen müssen irgendwo sein», «ich fühle mich nicht bedroht», so einige Stimmen der Bevölkerung.
Wir sind sehr froh über die Initiative der Gemeinde Wohlen.
Im Büro in Bern steht die Leiterin des kantonalen Migrationsamtes, Iris Rivas, vor einer grossen Landkarte des Kantons. Stecknadeln markieren Asyl-Unterkünfte. «Wir sind sehr froh über diese Initiative der Gemeinde Wohlen und freuen uns auf diese Container, die dann auch ein paar Jahre lang zur Verfügung gestellt werden», sagt Rivas.
Doch eigentlich braucht der Kanton sofort Platz. Etwa in Zivilschutzanlagen. «Auch wenn unterirdische Anlagen überhaupt nicht optimal sind, wären das doch immerhin Betten in einer stabilen Umgebung», preist Rivas den Vorteil von Zivilschutzanlagen an.
Kurz wollte der Kanton gar auf juristischem Weg die Gemeinde Wohlen zur Öffnung der Zivilschutzanlage zwingen. Nun ist er zurückgekrebst. Dass die Zeit drängt, weiss auch Gemeindepräsident Müller: «Ich verstehe das sehr gut, aber der Kanton kann jetzt eine Bewilligung geben, dann kommen die Container morgen.»
Asylsuchende bereits im Jugendtreff untergebracht
Wohlen ist flexibel, so etwa im Sommer, als die Gemeinde 15 minderjährige Asylsuchende im Jugendtreff untergebracht hat. «Wir wurden gefragt, ob wir nicht eine Notlösung hätten. Dann haben wir innerhalb von 24 Stunden unseren Jugendtreff geöffnet, der im Sommer sowieso nicht besetzt war.»
Unterdessen sind die Jugendlichen im Pfadiheim. Die Pfadi trifft sich im Gemeindehaus. Und Wohlen plant bereits einen weiteren Container-Platz für Flüchtlinge.