Es ist eine Flüchtlingsunterkunft, wie man sie sonst nicht kennt. In Seewen SZ, im Gebäude, wo früher die Landi einquartiert war, hat der Kanton eine grosse Halle in eine Zeltstadt umfunktioniert. 25 Zelte stehen dort, sie bieten Platz für insgesamt rund hundert Personen.
Der Ukrainer Vahan weist auf eines der Zelte, die Dolmetscherin übersetzt, was er sagt: «Sie sehen: Es ist nicht sehr gross. Aber man kann problemlos hier wohnen und es sich gemütlich machen.» Der junge Mann bewohnt das Zelt mit seinem Bruder und seinen Eltern. Er sei glücklich darüber, dass seine Familie überhaupt in der Schweiz habe unterkommen können.
Besonders einladend wirkt der Schwyzer Indoor-Zeltplatz allerdings nicht. Es herrscht eine sterile Neonlicht-Atmosphäre, immerhin etwas aufgelockert dank der Dekorationen und des Christbaums. Die Zelte stehen dicht aneinander. Abschliessen kann man sie nicht. Und sie sind ringhörig.
Nur vorübergehender Aufenthalt
«Das Schnarchen des Nachbarn hört man halt», räumt Fiona Elze ein. Sie ist als Abteilungsleiterin Asyl- und Flüchtlingswesen im Kanton Schwyz verantwortlich für die Anlage. «Aber es ist wohl jedem klar, dass das hier eine ausserordentliche Situation ist. Und es ist vorübergehend.» Allerhöchstens zwei Monate sollten die Menschen im Zeltdorf verbringen, bis sie in Wohnungen in den Gemeinden wechseln können.
Das absolut Wichtigste ist, wie man mit den Menschen umgeht.
Dass das Leben in Zelten Konfliktpotenzial birgt, ist auch für Urs Häusermann von der Caritas klar. Der Zentrumsleiter betont deshalb: «Das absolut Wichtigste ist, wie man mit den Menschen umgeht.» Sie müssten sich wohlfühlen und spüren, dass sie willkommen seien.
Wie in einer WG
Den Bewohnenden auf Augenhöhe begegnen, so lautet Häusermanns Credo. Und deshalb organisiert er seinen Zeltplatz ein bisschen wie eine grosse WG. «Wir machen etwa alle zwei Wochen Hausversammlungen. Dann können die Leute sagen, wie es ihnen geht und wo sie mögliche Verbesserungen sehen. Und auch wir vom Team bringen ein, wenn etwas nicht stimmt – zum Beispiel bei der Hygiene.»
Der Zentrumsleiter legt speziell Wert darauf, dass die Bewohnerinnen und Bewohner gut zusammenleben. Denn abgesehen von den Schlafplätzen in den Zelten müssen die Menschen alle anderen Räume miteinander teilen.
Die meisten sind sehr interessiert daran, Deutsch zu lernen.
Es gibt im Gebäude Aufenthaltsräume, ein «Internet-Café», eine Küche oder auch ein Gesundheitszimmer, wo sie sich, wenn nötig, von einer Fachperson untersuchen lassen können.
Und ein Schulzimmer für die Erwachsenen. Die meisten seien sehr interessiert daran, Deutsch zu lernen, sagt Zentrumsleiter Urs Häusermann. Der Ukrainer Vahan nickt. «Gern Deutsch!», sagt er zuerst, und dann, in einem zweiten Anlauf: «Ich, äh, ... ich mag lernen Deutsch!»
Vahan ist auch sonst durchwegs zufrieden mit den Angeboten in seinem vorübergehenden Zuhause im Zeltdorf. «Wir erfahren von den Menschen, die hier arbeiten, viele Sachen über die Schweiz. Und wenn wir Probleme haben, helfen sie uns, sie zu lösen.»
Überhaupt ist der ukrainische Flüchtling voll des Lobes. Wenn er und seine Familie draussen spazieren gingen, begegneten sie Menschen, die lächeln und grüssen, erzählt er und sagt: «Das gibt uns Kraft und Hoffnung.»