Es ist eine enorme Zahl: 2.8 Millionen Tonnen – oder ein ganzes Drittel – aller Lebensmittel werden hierzulande auf dem Weg vom Acker zum Teller weggeworfen. Der grösste Teil dieser unnötigen Abfälle entsteht in den Privathaushalten und in der Landwirtschaft.
5000 Tonnen Fleisch landen im Abfall
Im Detailhandel ist die Abfallmenge prozentual deutlich kleiner. In absoluten Zahlen aber immer noch gewaltig: 100'000 Tonnen Lebensmitteln werfen Grossverteiler jährlich weg (Quelle ZHAW). Kaum zu glauben: Rund 5000 Tonnen Fleisch- und Fischprodukte aus dem Detailhandel landen ungegessen im Abfall, so eine Schätzung der ZHAW.
Viele Lebensmittel sind deutlich länger geniessbar
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat eine Studie und einen Leitfaden zur Foodwaste-Minimierung erstellt. Dies im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit. «Mit diesen Vorschlägen könnte man im Detailhandel rund die Hälfte der 100'000 Tonnen Lebensmittelabfälle vermeiden», sagt Claudio Beretta, Foodwaste-Experte an der ZHAW und Mitverfasser der Studie.
Der Leitfaden zeigt, wie lange die Lebensmittel über das sogenannte Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus noch konsumierbar wären. Und somit über das Datum hinaus verkauft oder gespendet werden könnten. Pasteurisierte Milch etwas ist noch 6 Tage länger als das aufgedruckte Datum geniessbar, falls Geruch und Geschmack in Ordnung sind. Bei Käse sind es 30 Tage, bei Schokolade ein Jahr. Denn: Ob Lebensmittel noch essbar sind, erkennt der Mensch mit seinen Sinnen.
Auch Fleisch und Fisch-Reste wären länger verwertbar
Was dabei heraussticht: Auch Fleisch und Fisch könnte noch länger verkauft werden. Diese Produkte tragen kein Mindesthaltbarkeits-, sondern ein Verbrauchsdatum. Dies, weil mit den Sinnen schwierig zu beurteilen ist, ob diese Lebensmittel noch geniessbar sind.
Der Leitfaden schlägt vor, dass Fleischprodukte am Tag vor Ablauf eingefroren werden. So könnten Detailhändler diese 90 Tage nach Datumsablauf verkaufen oder spenden – mit entsprechendem Hinweis auf eine rasche Konsumation. Mit dieser Massnahme könnte die Branche einen grossen Teil der jährlich 5000 Tonnen Abfall-Fleisch einsparen. Wichtig beim Verkauf nach Ablauf der Daten ist lediglich die Deklaration davon.
Genuss ohne Risiko
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Detailhandel: Kein Interesse an Massnahmen aus Leitfaden
Eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Grossverteiler wie Coop, Migros, Denner, Aldi und Lidl wollen Lebensmittel jedoch auch weiterhin nicht über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus verkaufen, sondern spenden.
Auf das Gefrieren von bald ablaufendem Fleisch und Fisch – die Lebensmittel mit der höchsten Umweltbelastung – will man verzichten. Man gebe solches Fleisch auch nicht weiter. Dies sei zu komplex und nicht machbar, schreibt etwa die IG Detailhandel. Man unternehme bereits sehr viel, um Foodwaste zu minimieren.
Für den Foodwaste-Experten Claudio Beretta ist diese Haltung nicht nachvollziehbar: «Ein Nein zu einer pfannenfertigen, höchst wirksamen Massnahme ist keine akzeptable Antwort auf den bundesrätlichen Aktionsplan gegen Foodwaste». Dieser Aktionsplan will die Foodwaste-Menge bis 2030 halbieren.