- Ein Signal im Nachgang zum Frauenstreik: Der Ständerat spricht sich klar für Geschlechter-Richtwerte in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen aus.
- In Verwaltungsräten grosser Unternehmen soll jedes Geschlecht zu mindestens 30 Prozent vertreten sein, in Geschäftsleitungen zu 20 Prozent.
«Ziel des Bundesrats war es, dem Parlament einen Kompromiss zu unterbreiten, der das gesellschaftspolitische Anliegen der Gleichstellung glaubwürdig aufnimmt – ohne die Unternehmen übermässig zu belasten», sagte Justizministerin Karin Keller-Sutter.
«Wir müssen den Frauen das Signal geben, dass wir sie gehört haben», gab Christian Levrat (SP/FR) zu bedenken und spielte damit auf den Frauenstreik vom vergangenen Freitag an. Auch sein Parteikollege Daniel Jositsch betonte: «Wir haben einen gewaltigen Aufholbedarf!»
In Schweizer Unternehmen sind laut Schillingreport , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenlediglich 21 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder weiblich. In den Geschäftsleitungen liegt der Anteil bei 9 Prozent. Die kleine Kammer, die zu 87 Prozent aus Männern besteht, hat diesem Kompromiss des Bundesrats nun deutlich zugestimmt – mit 27 zu 13 Stimmen.
Die vorberatende Kommission war zunächst für die Geschlechter-Richtwerte, beantragte dem Ständerat aber schliesslich, bei Geschäftsleitungen darauf zu verzichten. Beat Rieder (CVP/VS) betonte, in die Organisationsfreiheit von Unternehmen sei nicht einzugreifen. Andrea Caroni (FDP/AR) sprach sich in Reimen dagegen aus. Einer davon lautete: «Leid tun mir auch all die Frauen im Verdacht, sie seien nicht da zum Schalten und Walten, sondern um die Quote einzuhalten.»
«Jene männlichen CEOs, die die Swissair gegroundet oder die UBS in den Abgrund geführt haben – waren das die qualifiziertesten?», erwiderte Anita Fetz (SP/BS) auf die Argumente von Rieder und Caroni. Jositsch forderte den Rat auf, sich im Jahr 2019 nicht kleinlich auf die Verwaltungsräte zu beschränken: «Damit geben wir ein Zeichen, das schlicht und ergreifend falsch ist.» Konrad Graber (CVP/LU) sprach von einer halben Lösung.
Es ist völlig falsch, von Quoten zu sprechen!
Mehrmals wurde in der Debatte betont, dass es sich bei den Geschlechter-Richtwerten nicht um Quoten handle, da ein Nichterfüllen keine Strafe nach sich ziehe. Beat Vonlanthen (CVP/FR) fasste in seinem Votum zusammen: «Geben wir den Unternehmen den ganz sanften Druck, ihre Anstellungspraxis leicht zu hinterfragen.»