Erst jedes fünfte Verwaltungsratsmitglied in Schweizer Firmen ist eine Frau. Das zeigen Zahlen im sogenannten Schilling-Report. Ein Fünftel – das ist zu wenig für Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl. In der «Samstagsrundschau» sagt sie: «Was die Verwaltungsräte betrifft, da kann man mit uns diskutieren. Es hat sich auch schon einiges getan, aber es geht auch für meinen Geschmack zu langsam.»
Frauenanteil von 30 Prozent
Aktuell steht im Parlament ein Richtwert zur Diskussion. Firmen ab einer bestimmten Grösse sollen im Verwaltungsrat einen Frauenanteil von 30 Prozent haben, in der Geschäftsleitung 20 Prozent. Betroffen wären rund 200 Firmen.
Erreichen die Firmen die 30 Prozent nicht, so müssten die Firmen dies öffentlich begründen und Massnahmen aufzeigen, um den Frauenanteil zu erhöhen.
Bislang hatte sich Economiesuisse gegen diesen Vorschlag gewehrt. Nun aber sagt Direktorin Rühl, sie sei zwar immer noch gegen Quoten, aber: «Wir glauben und stellen fest, dass viele unserer Mitglieder dies bereits leben, daher werden wir uns nicht vehement dagegen wehren.» Rühl gibt also den Widerstand gegen Richtwerte für den Frauenanteil in Verwaltungsräten auf.
Kein Eingreifen bei Geschäftsleitungen
Nicht diskussionsbereit ist sie bei Vorgaben für die Geschäftsleitungen grosser Firmen. «Bei Geschäftsleitungen wäre das ein direkter Eingriff in die unternehmerische Freiheit – und das lehnen wir ab.» Entscheide werden am Mittwoch im Ständerat fallen. Er befindet sowohl über Richtwerte für den Frauenateil in Verwaltungsräten als auch in Geschäftsleitungen.
Mitte Mai hatte die Rechtskommission dem Ständerat mit 6 zu 5 Stimmen bei einer Enthaltung beantragt, bei der Aktienrechtsrevision auf Geschlechterrichtwerte für Geschäftsleitungen zu verzichten. Der Nationalrat hatte den Richtwerten für beide Gremien knapp zugestimmt, mit 95 zu 94 Stimmen bei drei Enthaltungen.