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Freier Markt für den Strom Günstiger Strom für wenige, nicht für alle

Diese Woche hat der Bundesrat beschlossen, dass bald auch jeder Schweizer Haushalt seinen Strom auf dem freien Markt kaufen darf – heute können das nur die grossen Stromverbraucher. Was das bringen soll, verstehen viele Leute nicht.

Kein Wunder: Sogar Energieministerin Doris Leuthard sagte diese Woche, es gehe nicht darum, Strom billiger zu machen. Doch worum geht es dann? Schöneren, kraftvolleren Strom oder so ähnlich gibt es schliesslich nicht – höchstens saubereren. Aber in der Schweiz ist der Strom ohnehin vergleichsweise sauber – CO2-arm.

Strommasten und Windräder.
Legende: Der Bundesrat treibt die Strommarkt-Liberalisierung voran: Ab 2020 soll der Stromanbieter frei wählbar sein. Keystone

Preisvorteile für wen?

Bleiben wir also bei den Preisvorteilen. Wer würde profitieren von einem offenen Strommarkt? Im schlimmsten Fall lautet die Antwort auf diese Frage: niemand. Dazu muss man wissen, dass der Strompreis aus zwei Bausteinen besteht.

  1. Der Preis für den Strom, für seine Produktion. Wenn man vom Strompreis auf dem freien Markt spricht, meint man immer diesen Baustein.
  2. Die Abgaben: Beispielsweise Fördergelder für erneuerbare Energien, Beiträge an den Unterhalt des Stromnetzes und Ähnliches.

Der eigentliche Strompreis ist der kleinere Teil, teuer ist Strom vor allem wegen der Abgaben. Und diese könnten in Zukunft weiter steigen: Der Bund plant neue Abgaben für Stromreserven und für die Speicherung von Kundendaten. Je nachdem, wie hoch diese sind und was da sonst noch kommt, machen die Abgaben eine Preissenkung beim Strompreis gleich wieder zunichte – dann bringt der freie Markt finanziell nichts.

In Deutschland gibt's Willkommensgeschenke

Aufschlussreich ist auch der Blick nach Deutschland. Dort ist der Markt seit 20 Jahren offen, der Strompreis hat sich aber seit 1998 praktisch verdoppelt. In Deutschland ist genau das passiert, was oben beschrieben wird: Die Abgaben auf den Strom sind dermassen stark gestiegen, dass sie die möglichen Vorteile eines freien Marktes zunichte gemacht haben.

Individuell können die Deutschen aber trotzdem profitieren: Wer den Stromlieferanten wechselt fürs Folgejahr, bezahlt nicht nur oft weniger, sondern bekommt auch Willkommensgeschenke.

Mann arbeitet an einem Strommast.
Legende: Krankenkasse, Netzanbieter – und jetzt auch Strom? Welcher Schweizer würde den Anbieter wirklich wechseln. Keystone

Die Westschweizer könnten profitieren

Individuell könnten auch Schweizer profitieren vom offenen Markt – vor allem Westschweizer, wobei der Westen des Landes in diesem Fall etwa in Bern beginnt. Im Westen des Landes bezahlen die Menschen z.T. mehr als doppelt so viel für Strom wie im Osten. Das liegt z.B. daran, dass einige Gemeinden den Strompreis subventionieren, etwa indem sie die Einkünfte aus den Wasserzinsen (Stromunternehmen geben dem Staat Geld dafür, dass sie das Wasser für die Stromproduktion nutzen dürfen) an die Stromkunden weitergeben. Wenn neu auch die Westschweiz den Strom in solchen Gemeinden kaufen kann, wird er dort günstiger.

Allerdings dürfte im freien Markt kaum jeder plötzlich seinen Stromanbieter wechseln. Genauso wenig, wie das bei den Krankenkassen oder den Handyabos passiert – dafür sind Schweizer wahrscheinlich einfach zu wohlhabend. Zahlen zeigen, dass jeweils nur etwa ein Drittel der Kunden wechselt.

Der lange Weg zum freien Strommarkt

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Der freie Strommarkt ist eines dieser Déjà-vus, dieser unendlichen Geschichten, die einen manchmal denken lassen, dass nie etwas passiert in der Schweiz. Das sieht man schon an den Zeitungsartikeln: Was 2002 geschrieben wurde, klingt sehr ähnlich wie das, was jetzt wiedererscheint. 2002 lehnte das Stimmvolk die Öffnung des Strommarkts ab – es sollte weiterhin jeder Haushalt beim lokalen Energieversorger einkaufen. 2014 nahm Energieministerin Doris Leuthard dann einen neuen Anlauf, wollte den Strommarkt bis 2018 öffnen. Doch das Ganze verzögerte sich. Und nun soll sich der Markt also in den 2020er Jahren öffnen. Allerdings dürfte es auch dieses Mal eine Volksabstimmung geben, die Linke droht mit dem Referendum.

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