Die Blumen blühen rosa, rot, orange und lila. Es ist ein farbenfroher Ort auf dem Friedhof Sihlfeld. Ein Ort, an dem vor allem queere Menschen ihre letzte Ruhe finden und so auch nach dem Tod mit ihrer Regenbogen-Community verbunden bleiben sollen.
27 queere Gräber hat die Stadt Zürich geschaffen, seit diesem Monat können sie reserviert werden. «Wir haben sehr viel Freude und Dankbarkeit gespürt», sagt Bruno Bekowies vom Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich. «Acht Gräber wurden bereits vermietet, es ist also Bedarf da und Interesse vorhanden.» Drei Bestattungen fanden bereits statt.
Sichtbarkeit der Community erhöhen
Angeregt hatten die Grabfelder verschiedene queere Organisationen. Für den Verein «queerAltern» etwa sollte mit den Regenbogengrabfeldern ein Begegnungsort geschaffen werden, sagte Präsidentin Barbara Bosshard im Mai zum Regionaljournal Zürich Schaffhausen. «Wir erhoffen uns, dass sich Menschen mit ähnlichen Biografien hier treffen und einander weiterhelfen können.»
Für Nicole Müller von der Lesbenorganisation LOS, Mitinitiantin des Projekts «Regenbogen-Ruhe», geht es auch um die Sichtbarkeit der queeren Bewegung – über den Tod hinaus. «Ich bin als Jugendliche oft auf Friedhöfen spazieren gegangen und ich glaube, mir hätte es gutgetan, zu sehen, dass es Personen gab, die ähnlich gestrickt waren wie ich.»
Auch wenn mit den Regenbogengrabfeldern speziell queere Personen angesprochen werden, offen stehen sie allen. «Mit der Bezeichnung Regenbogen sprechen wir auch Naturliebhaber, Sternenkinder oder eben die LGBTQ-Community an», sagt Bekowies von der Stadt Zürich. «Jedem, dem das gefällt, der den Ort stimmungsvoll findet, darf sich dort beisetzen lassen.»
Bis zu 130 queere Gräber sind möglich
Aufgrund des Interesses im ersten Monat geht Bekowies davon aus, dass die queeren Grabfelder in den nächsten Monaten ausgebaut werden. Die Wiese mit aktuell 27 Ruhestätten bietet Platz für 130 Grabfelder.
Schön wäre, sagt Nicole Müller, wenn das Angebot nicht nur in Zürich existieren würde, sondern auch in anderen Städten. «Wir sind ja überall», sagt sie. «Früher sind die queeren Personen in die Städte gegangen. Heute wäre es aber sinnvoll, wenn auch an anderen Orten solche Grabfelder entstehen würden.»