Die Regenbogenfarben fehlen noch. Und auch sonst deutet auf dem Friedhof Sihlfeld, dem grössten Friedhof der Stadt Zürich, noch nichts auf die erste Ruhestätte für queere Menschen hin.
Einzig die Grabfelder sind momentan eingezont, umrahmt mit rot-weissem Absperrband. Sogar mit der Bepflanzung muss die Stadt Zürich aufgrund des schlechten Wetters noch zuwarten.
Geplant ist, dass auf den Grabfeldern mit farbenfrohen Blumen der Regenbogencharakter nachgezeichnet wird. Ein Signal dafür, dass vor allem queere Menschen ab nächstem Herbst hier ihre letzte Ruhe finden und so auch nach dem Tod mit ihrer Gemeinschaft verbunden bleiben.
Begegnungen möglich machen
Hinter dieser Idee steht Barbara Bosshard, die Präsidentin des Vereins «queerAltern». Mit den Regenbogengrabfeldern soll ein Begegnungsort geschaffen werden, sagt sie. «Wir erhoffen uns, dass sich Menschen mit ähnlichen Biografien hier treffen und einander weiterhelfen können.»
Es sei nach wie vor so, dass nicht-heterosexuelle Menschen in ihrem Leben auf viel Ablehnung stossen würden, sagt Bosshard. Und in der queeren Gemeinschaft hätten sie eine neue Familie gefunden. Eine Familie, mit der sie auch im Tod verbunden bleiben wollen.
Die Grabfelder hätten aber noch eine weitere Aufgabe, fügt Bosshard an. Und zwar soll so an das queere Leben, an queere Biografien erinnert werden. «Unsere Diversität, unsere Leben sollen nicht in Vergessenheit geraten und so sichtbar bleiben.» Aus diesem Grund ist geplant, dass neben den Regenbogengrabstätten auf dem Friedhof auch eine Internetseite entsteht, die die Biografien erzählt.
Ein Grabfeld für alle
Barbara Bosshard betont, dass die Grabstätten nicht ausschliesslich für queere Menschen geschaffen werden. Der Begegnungsort soll allen offenstehen. Dies sei auch gar nicht anders möglich, sagt Bruno Bekowies vom Zürcher Bestattungsamt. «Grundsätzlich können wir zurzeit für Interessensgruppen kein eigenes Grabfeld machen.» Dafür fehle nämlich die rechtliche Grundlage.
Und die Stadt wolle hier auch keinen Präzedenzfall schaffen. «Es ist kein Grabfeld nur für queere Menschen», sagt Bekowies. «Jeder, dem das gefällt, der kann hier ein Grab mieten.» Und das ist auch im Sinne der Initiantin. «Wir haben immer wieder erlebt, dass wir ausgeschlossen werden», sagt Barbara Bosshard. «Und wir wollen nicht das gleiche Prinzip anwenden.»