Die meisten sogenannten «Hate-Crime»-Fälle wurden zwischen Juni und September 2021 registriert. In dieser Zeit befand sich auch die Abstimmungskampagne für die «Ehe für alle» auf dem Höhepunkt. Für Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross, ist es deshalb kein Zufall, dass allein in diesen vier Monaten 44 Angriffe auf queere Menschen verübt wurden.
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«Wir gehen davon aus, dass das mit der hohen Sichtbarkeit der queeren Personen während der Kampagne für die «Ehe für alle» zu tun hat. Sie waren durch Ansteckknöpfe, Fahnen oder durch das Verteilen von Flyern als queere Personen erkennbar und wurden deshalb leider angegriffen.»
Schweizweite Erfassung von Übergriffen gefordert
Etwa jeder dritte Fall betraf physische Gewalt, mehr als jede zehnte Person wurde dabei verletzt. Damit hat auch die Zahl der körperlichen Angriffe gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen. Wie der neuste «Hate-Crime»-Bericht aufzeigt, sind vor allem junge Menschen unter 25 Jahren davon betroffen. Für Heggli von Pink Cross ist klar, dass LGBTQ-Feindlichkeit nach wie vor weit verbreitet ist. «Für uns ist klar, dass die Politik nun endlich handeln muss und Präventionsmassnahmen ergreifen muss, damit solche Verbrechen gar nicht erst stattfinden.»
Voraussichtlich in der Sommersession wird ein Vorstoss behandelt, der einen nationalen Aktionsplan gegen Hassverbrechen fordert. Unter anderem soll Betroffenen von «Hate-Crime»-Übergriffen der Zugang zur Opferhilfe erleichtert werden. Bereits seit Jahren fordern Schwulen- und Lesbenverbände, dass Hass-Übergriffe schweizweit polizeilich erfasst werden. Bisher ist dies nur im Kanton Freiburg sowie bei der Stadtpolizei Zürich der Fall. Dort wurden im letzten Jahr 25 Fälle von «Hate-Crime» erfasst.