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Für gegenseitiges Verständnis Jüdische Touristen und Einheimische sollen miteinander reden

Nach Missverständnissen sollen Vermittler des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds den Dialog fördern.

Das Aufklärungsprojekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG wurde im Juni angekündigt und ist nun gestartet. In Davos (GR), Arosa (GR) und im Saas-Tal (VS) sind an verschiedenen Orten jüdische Vermittler anzutreffen. Beispielsweise beim Tourismusbüro, bei Bergbahnstationen oder auf belebten Strassen.

Dort gehen die jüdischen Vermittler auf jüdische Gäste, aber auch auf die Einheimischen zu und suchen den Dialog mit ihnen. Auf diese Weise soll das gegenseitige Verständnis zwischen den unterschiedlichen Kulturen verbessert werden.

Daniel ist ein solcher Vermittler. Er beschreibt seine Aufgabe so: «Bei den jüdischen Gästen geht es darum, mit ihnen über ihr Verhalten zu sprechen. Bei den Einheimischen probiere ich, für mehr Offenheit zu plädieren und gewisse Verhaltensweisen der Juden zu erklären, sodass diese nicht als unhöflich von den Gastgebern verstanden werden.»

Zwei Vorfälle sorgten für Schlagzeilen

Vor zwei Jahren sorgte ein Vorfall in Arosa für internationale Schlagzeilen: In einem Appartementhaus waren explizit jüdische Gäste aufgefordert worden, vor und nach dem Schwimmen im hauseigenen Pool zu duschen. Ansonsten werde das Hallenbad geschlossen. Diese Aufforderung sorgte für viel Irritation in jüdischen Kreisen. Das Plakat sei antisemitisch, hiess es. Die Abwartin erklärte später, die Aufforderung sei unglücklich formuliert gewesen.

Im vergangenen Jahr kam es zu einem anderen Vorfall in Davos. Jüdische Gäste liessen ihren Abfall im Wald und auf dem Berg liegen. Andere Touristen beschwerten sich daraufhin bei der Tourismusorganisation und forderten, es müsse nun etwas passieren.

Reto Branschi, Direktor von Davos Klosters Tourismus, sagt dazu: «Es war mir ein Anliegen, dass wir nicht in einen Eklat hineinlaufen. Daraufhin habe ich ein Schreiben verfasst. Die Reaktion des SIG auf dieses Schreiben war grossartig.» Aus den Gesprächen ist dann die Idee mit den jüdischen Vermittlern entstanden.

Die Vermittler sind nun seit Anfang Woche unterwegs. In den Augustwochen verbringen besonders viele jüdischen Gäste ihre Ferien in der Schweiz. Die ersten Reaktionen auf das Aufklärungsprojekt seien mehrheitlich positiv, erklärt Daniel: «Jüdische Gäste empfangen uns mehrheitlich mit offenen Armen und sind froh über unsere Arbeit. Aber auch die Einheimischen haben sich positiv darüber geäussert und sagen uns, dass es uns braucht. Aber es gibt auch Stimmen, die finden, uns Vermittler brauche es nicht.»

Projekt wird weitergeführt

Auch im kommenden Jahr sollen die jüdischen Vermittler wieder im Einsatz stehen. Gleichzeitig werden dann auch zwei unterschiedliche Aufklärungsbroschüren in den Tourismusregionen aufliegen: Eine Broschüre ist für jüdische Gäste, in welcher die Traditionen und die Lebensweise der Schweizerinnen und Schweizer erklärt werden. Die andere Broschüre informiert die Einheimischen und die Hoteliers über die Traditionen und die Lebensweise der Juden.

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