- Die SBB führt ab September für die Transportpolizistinnen und -polizisten schweizweit sogenannte Bodycams ein.
- Die am Körper getragenen Videokameras sollen bei Konflikten deeskalierend wirken und zur Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden beitragen.
- Jede Patrouille werde mit mindestens einer Bodycam ausgestattet, teilt die SBB mit.
Insgesamt würden 100 Bodycams beschafft. Die Transportpolizei steht mit über 200 Polizistinnen und Polizisten schweizweit auf Arealen des öffentlichen Verkehrs und in Zügen im Einsatz.
Die Anschaffung der Kameras kostet rund hunderttausend Franken, wie ein SBB-Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte.
Aktivierung mündlich angekündigt
Die Bodycams zeichnen nach Angaben der SBB Weitwinkel-Videobilder sowie Ton auf – allerdings nicht durchgehend. Die Aufzeichnung werde «einsatzbezogen» durch die Transportpolizistinnen und -polizisten ausgelöst. Diese sollen die Aktivierung der Bodycam jeweils mündlich ankündigen.
Bei einer Aktivierung blinken den Angaben zufolge drei Frontlampen rot, und es ertönt ein Signalton. Auch Personen, die kontrolliert werden sollen, können laut SBB eine Aktivierung der Bodycam verlangen. Alle Mitglieder der Transportpolizei würden für den Umgang mit den Kameras vorgängig geschult, sagte der SBB-Sprecher.
Bilder nach hundert Tagen gelöscht
Für den Datenschutz gelten laut der SBB klare Bestimmungen. Die aufgezeichneten Videodaten werden auf Servern des Bahnunternehmens in der Schweiz gespeichert. Zugriff auf die Aufnahmen haben demnach ausschliesslich Fachkräfte der Transportpolizei zu Beweiszwecken. Eine manuelle Bearbeitung oder Löschung der Aufnahmen sei nicht möglich, hiess es in der Mitteilung weiter.
Nach hundert Tagen würden die Daten automatisch gelöscht, sofern keine anderslautende Verfügung einer Untersuchungsbehörde vorliege. Diese kann eine Herausgabe von Daten verlangen. Jede Löschung solle dokumentiert werden.
Der Einsatz der Kameras sei ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Ausrüstung im täglichen Präsenz- und Interventionsdienst, hiess es weiter. Bodycams dienten der Abschreckung von potenziellen Täterinnen und Tätern, der Deeskalation von Konflikten und der Aufzeichnung zur Beweissicherung.
SBB: Aggressionen gröber geworden
Die SBB betonten, dass die generelle Sicherheitslage in den Zügen und Bahnhöfen gesamtschweizerisch stabil sei. Gesellschaftliche Entwicklungen machten jedoch nicht Halt vor den Bahnhöfen und Zügen, hiess es. Die SBB stellten zuletzt fest, dass verbale Aggressionen und einzelne Vorfälle gegen die Mitarbeitenden sowie gegen die Reisenden gröber geworden sind.
In den Kantonen verfügen bereits mehrere Polizeien über solche Bodycams. In der Stadt Zürich ist die Einführung im Juli gestartet. In Bern tragen Polizistinnen und Polizisten seit 2021 solche Kameras.
Im Ausland, unter anderem in den USA, sind Bodycams schon lange im Einsatz. In der niederländischen Gemeinde Terneuzen trugen zeitweise auch Bademeister Bodycams. Die strikte Massnahme sollte Belästigungen von Freibadgästen durch junge Leute unterbinden.