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Für mehr Sicherheit SBB rüstet Transportpolizei mit Bodycams aus

  • Die SBB führt ab September für die Transportpolizistinnen und -polizisten schweizweit sogenannte Bodycams ein.
  • Die am Körper getragenen Videokameras sollen bei Konflikten deeskalierend wirken und zur Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden beitragen.
  • Jede Patrouille werde mit mindestens einer Bodycam ausgestattet, teilt die SBB mit.

Insgesamt würden 100 Bodycams beschafft. Die Transportpolizei steht mit über 200 Polizistinnen und Polizisten schweizweit auf Arealen des öffentlichen Verkehrs und in Zügen im Einsatz.

Die Anschaffung der Kameras kostet rund hunderttausend Franken, wie ein SBB-Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte.

Polizisten in einem schweizerischen Zug.
Legende: Die Bodycams sollen im öffentlichen Verkehr zu mehr Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden beitragen. KEYSTONE / ALESSANDRO DELLA VALLE

Aktivierung mündlich angekündigt

Die Bodycams zeichnen nach Angaben der SBB Weitwinkel-Videobilder sowie Ton auf – allerdings nicht durchgehend. Die Aufzeichnung werde «einsatzbezogen» durch die Transportpolizistinnen und -polizisten ausgelöst. Diese sollen die Aktivierung der Bodycam jeweils mündlich ankündigen.

Bei einer Aktivierung blinken den Angaben zufolge drei Frontlampen rot, und es ertönt ein Signalton. Auch Personen, die kontrolliert werden sollen, können laut SBB eine Aktivierung der Bodycam verlangen. Alle Mitglieder der Transportpolizei würden für den Umgang mit den Kameras vorgängig geschult, sagte der SBB-Sprecher.

SRF-Experte: «Präventiver Charakter in brenzligen Situationen»

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SRF-Digitalexperte Reto Widmer schätzt die Einführung der Bodycams durch die SBB wie folgt ein: «Was die SBB macht, ist bei vielen Polizeikorps schon länger verbreitet: Eine Polizistin kann eine Kamera aktivieren, wenn sie in eine heikle Situation gerät. Solche Situationen können auch in einem Zug vorkommen. Aus dieser Perspektive betrachtet macht es Sinn, auch «Bahnpolizisten» mit Bodycams auszurüsten. 

 Die Sorge, dass wir nun in Schweizer Zügen permanent heimlich gefilmt werden, ist zweifach unbegründet. Erstens, weil es der Datenschutz nicht erlaubt – eine gefilmte Person muss darauf hingewiesen werden, dass sie gefilmt wird – und zweitens, weil es der Idee der Bodycams geradezu entgegenläuft. Die Sichtbarkeit der Bodycams und der Hinweis, dass ‹nun gefilmt wird›, hat in brenzligen Situationen präventiven Charakter: «Komm' mir jetzt nicht frech, sonst habe ich das als Videodatei aufgenommen». Die SBB könnte denselben Effekt wohl auch mit günstigeren Bodycam-Attrappen hervorrufen. 

 Es gibt zwar die Tendenz, das Potenzial von Technologien über das vernünftige Mass auszuschöpfen nach dem Credo: Was möglich ist, wird gemacht. Deshalb gilt es auch in Zukunft, genau hinzuschauen. Allerdings ist es so, dass wir uns an die im Vergleich zu Bodycams viel massivere Überwachung in unserem ÖV sowieso schon lange gewöhnt haben: Zehntausende Kameras auf Bahnhöfen, Perrons und in den Waggons filmen nonstop jede Mitfahrerin und jeden Mitfahrer.»

Bilder nach hundert Tagen gelöscht

Für den Datenschutz gelten laut der SBB klare Bestimmungen. Die aufgezeichneten Videodaten werden auf Servern des Bahnunternehmens in der Schweiz gespeichert. Zugriff auf die Aufnahmen haben demnach ausschliesslich Fachkräfte der Transportpolizei zu Beweiszwecken. Eine manuelle Bearbeitung oder Löschung der Aufnahmen sei nicht möglich, hiess es in der Mitteilung weiter.

Nach hundert Tagen würden die Daten automatisch gelöscht, sofern keine anderslautende Verfügung einer Untersuchungsbehörde vorliege. Diese kann eine Herausgabe von Daten verlangen. Jede Löschung solle dokumentiert werden.

Der Einsatz der Kameras sei ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Ausrüstung im täglichen Präsenz- und Interventionsdienst, hiess es weiter. Bodycams dienten der Abschreckung von potenziellen Täterinnen und Tätern, der Deeskalation von Konflikten und der Aufzeichnung zur Beweissicherung.

SBB: Aggressionen gröber geworden

Die SBB betonten, dass die generelle Sicherheitslage in den Zügen und Bahnhöfen gesamtschweizerisch stabil sei. Gesellschaftliche Entwicklungen machten jedoch nicht Halt vor den Bahnhöfen und Zügen, hiess es. Die SBB stellten zuletzt fest, dass verbale Aggressionen und einzelne Vorfälle gegen die Mitarbeitenden sowie gegen die Reisenden gröber geworden sind.

Einsatz von Bodycams nicht unumstritten

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Ein Einsatz von Bodycams ist allerdings nicht unumstritten. In Basel lehnte das Parlament im vergangenen November einen Vorstoss für eine Beschaffung knapp ab. Bodycams würden eine falsche Sicherheit suggerieren, weil sie nicht dauerhaft laufen würden, hiess es.

In den Kantonen verfügen bereits mehrere Polizeien über solche Bodycams. In der Stadt Zürich ist die Einführung im Juli gestartet. In Bern tragen Polizistinnen und Polizisten seit 2021 solche Kameras.

Im Ausland, unter anderem in den USA, sind Bodycams schon lange im Einsatz. In der niederländischen Gemeinde Terneuzen trugen zeitweise auch Bademeister Bodycams. Die strikte Massnahme sollte Belästigungen von Freibadgästen durch junge Leute unterbinden.

Video
Archiv: Gewalt am Bahnhof – Unterwegs mit der SBB-Transportpolizei
Aus Impact vom 19.06.2024.
abspielen. Laufzeit 18 Minuten 31 Sekunden.

SRF 4 News, 13.08.2024, 11 Uhr ; 

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