Er wurde von Pro Natura zum Tier des Jahres gekürt, nun meldet die Naturschutzorganisation zusammen mit dem Naturmuseum Solothurn einen «Sensationsfund»: Nach über 100 Jahren habe man in Büsserach (SO) einen Gartenschläfer im Kanton Solothurn nachgewiesen. Nicht Experten, sondern eine Privatperson hat das seltene Tier gesichtet und fotografiert. Es sei ein unverhoffter Fund auf einer Hochstammwiese, heisst es in der Mitteilung.
In vielen Regionen der Schweiz wurde der Gartenschläfer seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet. Er ist deshalb auf der Roten Liste und gilt als «fast bedroht». Ein Citizen-Science-Projekt im Kanton Solothurn band deshalb die Bevölkerung mit ein, auf der Suche nach solch seltenen Tieren. «Über 2000 Meldungen von Siebenschläfern und Haselmäusen in Nistkästen, Dachstöcken, Ställen und Bienenhäusern wurden eingeschickt, aber ein Gartenschläfer war nicht dabei», schrieben Pro Natura und das Naturmuseum.
Um das zu ändern, legten Thomas Briner, Leiter des Naturmuseums Solothurn, und sein Team Spurtunnels. Dazu stellten sie automatische Wildtierkameras auf und versuchten so, den Gartenschläfer in der Region Jura, Solothurn und Bern nachzuweisen. «Wir haben sämtliche Tierarten aufgespürt, die in unseren Wäldern leben, aber keinen einzigen Gartenschläfer.» Was die Experten nicht schafften, gelang dann Erich Linz aus Büsserach. Er fotografierte einen Gartenschläfer in einem Vogelnistkasten einer Hochstammwiese.
Der Fund im Kanton Solothurn gibt Anlass zur Hoffnung: «Wo ein Gartenschläfer ist, müssen noch andere sein», freut sich Urs Tester, Kleinsäuger-Experte bei der Organisation Pro Natura. Nebst der Solothurner Erfolgsmeldung wurde auch ein Gartenschläfer in Nidau am Bielersee gesichtet.
Wo ein Gartenschläfer ist, müssen noch andere sein.
War das Tier immer unter uns, nur hat es niemand gesichtet? «Es ist eine Möglichkeit, dass man das Vorkommen unterschätzt. Andererseits ist das Tier gut erkennbar, dank der schwarzen Maske im Gesicht. Von anderen heimlich lebenden Schlafmäusen fand man sehr viele, nur den Gartenschläfer nicht», sagt Thomas Briner vom Naturmuseum Solothurn.
Man müsse nun sicherlich weiterhin die Bedingungen für die seltenen Tiere verbessern, dann verbreite sich der Gartenschläfer auch wieder, sind die Naturschützer überzeugt. Laubhaufen, Holzbeigen, Bäume – solche Verstecke braucht der Gartenschläfer. Pro Natura selbst kauft unter anderem Waldflächen und macht daraus Naturwaldreservate, in der Hoffnung, dass sich seltene Tiere wie der Gartenschläfer auch hier wieder wohlfühlen.