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Fuorn-Rudel im Nationalpark Wissenschaft kritisiert geplanten Abschuss von Wolfsrudel

Der Kanton Graubünden will das ganze Fuorn-Wolfsrudel schiessen. Das sei nicht vertretbar, sagen Forschende.

Der Aufschrei war riesig, als vor rund einem Monat bekannt wurde, dass der Kanton Graubünden das Fuorn-Wolfsrudel komplett schiessen will. Der Grund: Das Rudel ist teilweise im Schweizerischen Nationalpark unterwegs, also in einem Gebiet, wo der Mensch rechtlich nicht eingreifen darf.

Jetzt schaltet sich auch die Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks ein und kritisiert die vollständige Entnahme. Aus wissenschaftlicher Sicht sei dies nicht vertretbar, erklärte die Kommission in einer Stellungnahme vom Freitag.

Schild «Nationalpark» an einem Baum
Legende: Zum Streifgebiet des Fuorn-Rudels gehört auch das Gebiet des Schweizerischen Nationalparks im Kanton Graubünden. Keystone/Gaetan Bally

Das Fuorn-Rudel soll geschossen werden, weil es in der Nähe des Nationalparks zwei Rinder gerissen haben soll. Die Forschungskommission schreibt nun, die Jungwölfin, welche mindestens ein Rind getötet hat, sei gar nicht mehr Teil des Rudels. «Deshalb finden wir, dass es nicht gerechtfertigt ist, das Fuorn-Rudel aus dem Nationalpark zu schiessen», sagt Stefanie Gubler, Leiterin der Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks.

Dass die Jungwölfin F223 alleine unterwegs sei, habe man aufgrund von Genanalysen nachweisen können. Gubler sagt: «Den letzten Nachweis der Wölfin mit der Mutter gibt es vom 2. Februar 2024. Seither hat man keinen Nachweis mehr gefunden, dass die Wölfin mit dem Rudel interagiert.» Auch auf Fotos aus dem Nationalpark sei nicht zu sehen, dass das Tier noch mit dem Rudel unterwegs ist.

Bündner Amt nimmt Kritik zur Kenntnis

Die Forschungskommission schliesst einen Abschuss nicht grundsätzlich aus. Aber: Es soll nur die Einzelwölfin geschossen werden, nicht das ganze Rudel. «Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass junge Wölfe, die kürzlich ihr Rudel verlassen haben und auf Gebietssuche sind, in Zentraleuropa überdurchschnittlich häufig Nutztiere reissen», sagt Kommissionsleiterin Stefanie Gubler.

Beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei nimmt man die Kritik zur Kenntnis. Der Amtsleiter bestätigt, dass das Rind von der Wölfin F223 gerissen wurde, sagt aber auch: Ob das Tier noch zum Rudel gehöre, sei noch unklar. Noch ist das Abschussgesuch für das Fuorn-Rudel hängig. Einen Entscheid des Bundesamts für Umwelt erwartet der Kanton Graubünden in den nächsten Tagen.

Regionaljournal Graubünden, 20.9.2024, 12:03 Uhr ; 

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