Die Unwetter vom vergangenen Juni haben das Bündner Südtal Misox schwer verwüstet. Die traurige Bilanz: Todesopfer und Schäden von 38 Millionen Franken.
Die Welle der Solidarität war eine wahre Freude.
Zudem haben die Erdrutsche Felder zum Teil unwiederbringlich zerstört und die Bauern der Region in akute Futterknappheit gestürzt. Rund 100 Hektar – eine Fläche von mehr als 140 Fussballfeldern – können wegen Schlamm, Holz und Geröll nicht mehr bewirtschaftet werden. Das bedeutet, dass 20 Bauern ihr Heu nicht ernten konnten, um das Futter für ihre Tiere zu sichern. Doch die Solidarität unter den Bauern ist gross.
20 Lastwagen beladen mit Heu
Vergangene Woche fuhren 20 Lastwagen mit gespendetem Heu von Chur GR ins Misox, um die vom Unwetter stark betroffenen Bauern zu unterstützen. Die Hilfsaktion wurde unter anderem vom Bündner Bauernverband koordiniert. 70 Soldaten der Schweizer Armee halfen tatkräftig mit und sammelten bei über 200 Bauernhöfen Futter ein.
Sandro Michael, Geschäftsführer des Bündner Bauernverbandes, ist überwältigt von der Resonanz auf die Meldung, dass den Bauern im Misox das Futter ausgeht: «Auf unserer Geschäftsstelle stand das Telefon nicht mehr still», so Michael gegenüber RTR. Bauernfamilien aus ganz Graubünden und sogar aus dem benachbarten Tessin hätten sich gemeldet, um Futter zu spenden. «Die Welle der Solidarität war eine wahre Freude.»
Doch nicht nur die Bauern zeigten sich solidarisch. «Wir haben das grosse Glück, dass wir die Unterstützung der Armee haben, die uns kostenlos hilft.»
So erfolgreich die Aktion auch war, sie stellte die Organisatoren vor eine logistische Herausforderung. Nicht jedes Futter sei für jeden Betrieb geeignet, wie Sandro Michael betont: «Unterschiedliche Labels und Bio-Richtlinien machen es komplex, das richtige Futter an den richtigen Betrieb zu liefern.»
Ein Zeichen des Zusammenhalts
«Der Heutransport zeigt, wie stark der Zusammenhalt unter uns Bauern ist», sagt Mauro Lombardi, ein Bauer aus dem Misox, der 100 Siloballen Heu erhält. Das Heu sei für die Misoxer Bauern sehr wichtig, sonst hätten sie das Futter teuer zukaufen müssen, was zusätzliche Kosten verursacht hätte.
Obwohl mehr Heu gespendet wurde, als derzeit benötigt wird, könnten auch im nächsten Jahr Futterspenden nötig sein, wie Michael betont. Viele Flächen können aufgrund der Unwetterschäden voraussichtlich erst 2025 wieder rekultiviert werden. «Wir werden auch im nächsten Jahr einen Bedarf an Futtermittel-Spenden haben», so der Geschäftsführer des Bündner Bauernverbandes. Die Katastrophe ist überstanden, aber die Folgen werden die Region noch über Jahre prägen.