Das ist in Lostallo passiert: Schwere Regenfälle, Murgänge, Überschwemmungen – die Unwetter vor einem Monat im Misox im Kanton Graubünden brachten Tod und Zerstörung. Zwei Personen kamen ums Leben, eine Person wird weiterhin vermisst. Besonders betroffen ist die Gemeinde Lostallo südlich des San Bernardino. 15 von insgesamt 25 Unwetter-Baustellen im Misox sind in Lostallo. Laut einer Schätzung der Gemeinde kosten die Aufräumarbeiten und Baustellen rund 38 Millionen Franken.
Das Unwetter hat uns noch stärker zusammengeschweisst.
So ist die aktuelle Situation in der Gemeinde: Tatendrang und Optimismus statt Katastrophenstimmung, obwohl die Schäden schlimmer sind als befürchtet. So lautete die Devise am Montagabend, als die Behörden die Bevölkerung informierten. Rund 20 Personen können in den kommenden zwei Jahren nicht in ihre Häuser zurück, einzelne Gebiete werden wohl unbewohnt bleiben.
So geht es der Bevölkerung: Die Bevölkerung komme im Allgemeinen recht gut klar und habe Kraft, sagte Gemeindepräsident Nicola Giudicetti. «Es ist eine Bergbevölkerung. Und die will, dass wir das alles wieder herstellen.» Zudem kehre langsam die Normalität zurück. Wichtig sei, dass Lostallo über die wieder eröffnete Autobahn von beiden Seiten erreichbar sei. «Das Unwetter hat uns noch stärker zusammengeschweisst», sagte Giudicetti.
Wie steht es um die wirtschaftlichen Schäden? Quantifizieren könne man die Schäden noch nicht, sagt der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff. In der lokalen Wirtschaft leidet neben den KMUs vor allem der Tourismus. Besonders die zweiwöchige Sperrung der A13 schlägt sich nieder – über das Misox hinaus. Diverse touristische Betriebe meldeten Kurzarbeit an. Die Tourismusorganisationen ergriffen bereits Massnahmen, die zu 80 Prozent vom Kanton finanziert werden.
Wie ist der Stand bei der Landwirtschaft? Die Unwetter haben auch die Landwirtschaft schwer getroffen. Rund 100 Hektaren können die Bauern im Misox aufgrund der Schlamm-, Holz- und Geröllmassen im Moment nicht bewirtschaften – möglicherweise für eine längere Zeit. Die Direktzahlungen an die Landwirte würden für 2024 fortgeführt, auch wenn die Flächen momentan nicht bewirtschaftet werden können, heisst es seitens der Kantonsregierung.
So wird für die Unwetterregion gespendet: «Es ist nicht nur Geld, es kommt Solidarität aus der ganzen Schweiz. Das hat mir das Herz erwärmt», sagt Lostallos Gemeindepräsident Nicola Giudicetti. Bis jetzt seien rund zwei Millionen Franken zusammengekommen. Angst, dass Lostallo und das Misox mit der Zeit vergessen gehen, habe er nicht. Und der Zusammenhalt im Dorf sei besser denn je. Die Gemeinde verschickt nun wöchentlich einen Newsletter, um zu zeigen, welche Fortschritte gemacht werden. Solange, bis in Lostallo die Wunden der grossen Unwetter verheilt sind.