Der Bund warnt für heute, Freitag, und morgen, Samstag, vor weiteren Unwettern. Für den Kanton Tessin und das Misox ist das Risiko von schweren Schäden demnach am grössten.
Gemäss Bund geht von Gewittern gar von der West- bis in die Nordostschweiz eine «erhebliche Gefahr» aus.
Der Tessiner Krisenstab definierte für das bereits von Unwettern getroffene obere Maggia- und Bavonatal erneut Evakuierungszonen.
Das Bundesamt für Klimatologie und Meteorologie (Meteoschweiz) erliess am Donnerstag für das Tessin und die Gemeinde Bregaglia im Kanton Graubünden eine Warnung der Stufe 4. Es handelt sich um die höchste Gefahrenstufe, die Meteoschweiz für Gewitter vergibt. Allerdings bei niedriger Eintretenswahrscheinlichkeit. Die Warnung gilt bis in der Nacht auf Sonntag.
Meteoschweiz warnt dabei nicht nur vor hoher Blitzaktivität und Starkregen. Es drohten auch Rutschungen in steilen Hängen und ein plötzliches Auftreten von Flutwellen oder Überflutungen in Bächen, heisst es.
Stromausfälle im Kanton Graubünden
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Gewitter haben am Donnerstagabend in zwei Gemeinden des Kantons Graubünden zu Stromausfällen geführt. Betroffen waren Fideris im Prättigau sowie Teile von Obersaxen in der Surselva, wie das Energieunternehmen Repower mitteilt.
In Fideris fiel der Strom wegen eines Blitzeinschlages kurz vor 20:00 Uhr für rund eine halbe Stunde aus. Betroffen waren laut der Mitteilung 420 Kundinnen und Kunden. Für fünf Stromkunden in Fideris-Raschitsch dauerte der Unterbruch allerdings über als eine Stunde.
In der Surselva fiel gegen 20.30 Uhr in Teilen von Obersaxen der Strom für 550 Kundinnen und Kunden aus. Sie mussten sich knapp anderthalb Stunden gedulden, bis die Versorgung wieder intakt war. Auch diesen Unterbruch hatten Gewitter ausgelöst.
Auch in der Region rund um St. Moritz GR und im Bündner Safiental stuft Meteoschweiz die Gefahr durch anhaltenden Regen ab Freitag als erheblich ein.
Von der West- bis in die Nordostschweiz wird die Gefahr durch Gewitter zudem bis zur Nacht auf den Sonntag als erheblich eingestuft. Auch hier werden Starkregen, eine hohe Blitzaktivität, mögliche Überflutungen an Gewässern oder Hagel erwartet. Die Eintretenswahrscheinlichkeit wird auch hier als niedrig eingestuft.
Auch SRF Meteo warnt in einem Weatherwatch vor Hagel, Sturmböen und grossen Regenmengen. Die grösste Gefahr sieht SRF Meteo im Mittel- und Nordtessin, Misox, Hinterrhein, Valsertal, Safiental, Schams, Avers und Bergell. Dort können 50 bis 90 mm, lokal sogar bis 120 Millimeter Regen fallen.
Evakuierungsplan ist bereit
Man stehe wegen der erneuten Unwetterwarnung in regelmässigem Austausch mit Meteoschweiz, sagte Ryan Pedevilla, Leiter der Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz im Kanton Tessin, an einer Medienkonferenz im Maggiatal. Ein Evakuierungsplan stehe bereit.
Die Evakuierungszonen im oberen Maggia- und Bavonatal
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Der Tessiner Krisenstab hat für das obere Maggia- und Bavonatal erneut Evakuierungszonen definiert.
Zu den Evakuierungszonen gehören laut Informationen des Tessiner Notfallstabs die gesamte Ortschaft Fontana im Bavonatal sowie jene Häuser der Ortschaft Roseto, die sich in der Nähe des Flusses Bavona befinden.
Im oberen Maggiatal als Evakuierungszonen definiert sind Teile der Ortschaften Prato Sornico, Peccia, Broglio, Piano di Peccia sowie die Ortschaft Bola-Croisa bei Mogno (Ri di Röd).
Für den Autoverkehr seien im oberen Maggiatal keine Sperrungen vorgesehen, heisst es. Doch seien je nach Entwicklung der Situation punktuelle oder totale Einschränkungen auf dem gesamten betroffenen Gebiet denkbar.
Für das von den Unwettern Ende Juni besonders hart getroffene Bavonatal werde noch am Donnerstagabend eine Luftbrücke eingerichtet. Bei dem Evakuierungsplan handle es sich um eine «reduzierte Version» des Plans von letzter Woche. Weiter führte Pedevilla aus, dass es sich nur um wenige Personen im Bavonatal handle, die potenziell evakuiert würden.
Hilfe mit schwerem Gerät
An den beiden letzten Juni-Wochenenden hatten schwere Unwetter zunächst das Misox getroffen und nur eine Woche später das Tessin und das Wallis. Mindestens neun Menschen verloren ihr Leben. Fünf Personen werden noch vermisst.
Unwetterschäden auf bis zu 200 Millionen Franken geschätzt
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Die Unwetter von Mitte Juni bis Anfang Juli 2024 haben in der Schweiz versicherte Gesamtschäden von 160 bis 200 Millionen Franken verursacht. Davon geht der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) aus.
Die Schäden werden von der gesetzlichen Elementarschadenversicherung gegen Naturgefahren getragen. Davon am meisten betroffen seien die Kantone Wallis und Tessin, teilte der SVV weiter mit.
Beim Unwetter im Maggiatal am letzten Juni-Wochenende wurde unter anderem die Brücke über die Maggia bei Visletto weggerissen, einem Ortsteil der Gemeinde Cevio. Am Donnerstag begann die Armee mit der Erstellung einer Unterstützungsbrücke, welche die zerstörte Brücke ersetzen soll.
Bis zum vergangenen Montag hatte die Luftwaffe mit der Hilfe von Helikoptern insgesamt 445 Menschen aus den Unwettergebieten im Tessin evakuiert. Auch wurden rund 22 Tonnen Material transportiert.
Wallis sorgt sich um Industriestandort
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Im Wallis will die Kantonsregierung derweil Notrecht anwenden, um das Industriegebiet bei Siders und Chippis besser vor Hochwasser zu schützen.
Als Sofortmassnahme sollen zwei Rhone-Brücken zwischen Siders und Chippis erhöht und das Flussbett der Rhone im betroffenen Gebiet ausgebaggert werden. Man sei sich bewusst, dass keine Investitionsbereitschaft mehr bestehe, wenn ein Industriestandort nicht an einem sicheren Ort sei, sagte Volkswirtschaftsdirektor Christophe Darbellay (Mitte).
Hintergrund ist, dass die beiden auf Aluminiumprodukte spezialisierten Unternehmen Constellium und Novelis an den Standorten in Siders und Chippis wegen Hochwasserschäden ihren Betrieb vorläufig einstellen mussten.
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