Mai 2019: Eine Reisegruppe von 12‘000 Chinesinnen und Chinesen strömte über wenige Tage verteilt durch die Stadt Luzern. Dicht an dicht drängten sie sich in den Luzerner Läden um die Regale voller Schokolade, Uhren und anderer Souvenirs. Dieser Ausflug der Belegschaft eines grossen chinesischen Konzernes stand damals sinnbildlich für die Touristenströme, die Luzern jeden einzelnen Tag zu bewältigen hatte.
Heute wirken die Bilder wie aus einer anderen Zeit. Seit Beginn der Coronapandemie sind Hotspots wie die Kapellbrücke, das Löwendenkmal oder der Carparkplatz beim Schwanenplatz leer. Die Übernachtungen brachen um zwei Drittel ein. Damit gehört Luzern nebst Zürich und Genf zu den von der Tourismus-Krise am stärksten betroffenen Orten.
5 von 120 Zimmern sind belegt
Für eine Stadt, die ihre Identität rund um den Tourismus aufgebaut hat, ist dies eine Katastrophe. Die konkreten Auswirkungen zeigen sich bei den Dienstleistern, die praktisch ihren ganzen Umsatz mit Besuchern aus anderen Ländern machen. Im Vier-Sterne-Hotel Monopol etwa steht momentan die Chefin selbst an der Reception. Sonst arbeitet im Hotel nur noch ein Lehrling, für den sie keine Kurzarbeit beantragen darf.
«Im Januar 2020 hatten wir noch 32 Mitarbeitende, jetzt sind es noch 16», sagt Hoteldirektorin Brigitte Heller, «und von diesen 16 sind mehr oder weniger alle in Kurzarbeit». Stellen gestrichen habe sie vor allem bei den Saisonniers, weil sie diese nicht mehr braucht. «Momentan sind pro Tag im Durchschnitt fünf bis acht Zimmer belegt. Vor einem Jahr waren es viermal so viel. Eine traurige Sache.» Insgesamt könnte Heller 120 Zimmer vermieten.
Weniger Schiffe auf dem Vierwaldstättersee
Ähnlich ergeht es der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstässersee SGV. Die meisten ihrer Schiffe ankern unbenutzt vor der Werft. Direktor Stefan Schulthess musste eine schlechte Jahresbilanz ziehen. «Es fehlen die ausländischen Gäste und die Maskenpflicht schreckt die inländischen ab. Zudem spüren wir bei der Mobilität allgemein eine Zurückhaltung.»
Die SGV nahm im Jahr 2020 nur halb so viel Geld ein wie 2019. Sie schrieb einen Verlust von acht Millionen Franken. Als Reaktion musste sie den Fahrplan reduzieren. «Wir werden rund 20 Prozent weniger Personal einstellen können, was in etwa 100 Leuten entspricht.»
Tourismusdirektor schaut nach vorne
Wie lange die Tourismusbranche noch darben muss, bleibt weiterhin unklar. Hoteldirektorin Brigitte Heller: «Das letzte Jahr hat uns Bescheidenheit gelehrt. Wir hoffen nun auf die Impfung, und dass sich die Leute danach wieder zu reisen getrauen.»
Auf die Zeit nach der Coronakrise bangt auch der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren. «Es ist frustrierend. Der Januar vor einem Jahr war ein Top-Monat. Jetzt sind die Strassen beinahe menschenleer.» Trotzdem wolle man positiv in die Zukunft schauen, deshalb bereiten er und sein Team sich bereits jetzt auf die Rückkehr des Tourismus vor. «Wir versuchen, die ausländischen Märkte möglichst genau zu analysieren und zu schauen, was da die Bedürfnisse sind.» Man wolle bereit sein, wenn es wieder losgeht.