Sie klingen schon so nicht appetitlich: Escherischia coli, Klebsiella pneumonia oder Staphilococcus aureus – alles Bakterien, die millionenfach unseren Darm besiedeln. Sie können aber zur Gefahr werden, wenn sie resistent sind.
«Das heisst: Diese Keime können sich auch in Anwesenheit von bestimmten Antibiotika weiter vermehren und sterben dann nicht ab», erklärt Gudrun Overesch, die Testverantwortliche vom Institut für Veterinärbakteriologie der Universität Bern.
40 Prozent sind kontaminiert
Das Labor testete im Auftrag von «Kassensturz» und «A Bon Entendeur» 17 rohe Crevetten-Produkte aus dem Detailhandel auf Resistenzen. In sieben der 17 Proben fanden die Spezialisten resistente Keime, also bei über 40 Prozent.
Crevetten ähnlich befallen wie Poulet
Gudrun Overesch ist auch zuständig für das Monitoring der Resistenzen im Auftrag des Bundes. Sie sagt zum Resultat: «40 Prozent ist viel. Es ist vergleichbar mit dem Pouletfleisch. Dort haben wir ähnlich hohe Resistenzraten.»
Befallen mit einem resistenten Keim sind zwei Produkte aus dem Lidl, und je eines von Aligro und Aldi.
Befallen sind auch Bio-Produkte
Mehrere dieser Produkte tragen das ASC-Label, bei dem der präventive Einsatz von Antibiotika verboten ist. Das trifft auch auf Bio-Crevetten zu. Doch auch dort fand das Labor resistente Keime. Etwa auf den Black-Tiger-Crevetten von Coop Naturaplan. Die Bio-Crevettenschwänze aus dem Offenverkauf von Migros enthalten gar zwei verschiedene resistente Keime.
Das ist bemerkenswert, weil das Entstehen von Resistenzen mit dem hohen Antbiotika-Einsatz in Zuchtbecken in Verbindung gebracht wird. Das sei kein Widerspruch, betonen die Anbieter von ASC- und Bio-Crevetten. Man halte sich an die Vorgaben. Aber resistente Keime befänden sich bereits in der Umwelt: «Deshalb finden sich resistente Keime potenziell auch im Wasser der Zuchtbecken», schreibt Migros dazu.
Risiko: Gefährliche Infektionen
Wichtig für Konsumenten ist der korrekte Umgang mit rohen Crevetten in der Küche. Wer resistente Keime isst, wird nicht etwa sofort krank. Das Risiko lasse sich nicht einfach beziffern, sagt Overesch, aber sie hält fest:
«Diese Bakterien können grundsätzlich Infektionen verursachen, zum Beispiel in den Harnwegen. Rein theoretisch kann auch ein resistenter Keim, wie wir ihn in den Crevetten gefunden haben, im Einzelfall eine Infektion im Menschen hervorrufen. Wenn es sich dabei um einen ESBL-Keim handelt, wird es eben schwieriger, so eine Infektion mit den üblichen Antibiotika zu behandeln.»
Gegenmittel: Hygienemassnahmen und gut braten
Gegen resistente Keime in der Küche gibt es nur eine Massnahme: strikte Hygiene, sagt Gudrun Overesch: «Dazu zählt vor allem, dass sie alle Gegenstände – das Besteck, das Schneidbrett –, die in Kontakt gekommen sind mit diesen Crevetten, gut mit heissem Wasser spülen, dass sie auch die Hände regelmässig waschen zwischen den einzelnen Zubereitungsschritten. Und dass sie die Produkte auch gut durchgaren.»