Von der Hitze ist in den Bergen nicht viel zu spüren. Wer sich abkühlen will, ist dort oben gut aufgehoben. Trotzdem haben die heissen Sommertage auch Auswirkungen auf die Berglandschaft. Beispielsweise steigt durch die Hitze die Gefahr von Steinschlägen. «Sicherheit geht vor», sagt Beat Wälti, Geschäftsführer von Zermatters. Zermatters ist eine Genossenschaft, die die selbstständigen Bergführerinnen und Bergführer an Gäste vermittelt. «Gerade im Bereich des Hörnligrates haben wir viele Steinschläge bemerkt, deshalb führen wir bis auf Weiteres keine Touren mehr aufs Matterhorn durch», sagt er.
In Frankreich gibt's ein Verbot, in der Schweiz nicht
Gerade jetzt, im Juli und August, ist allerdings Hauptsaison. Mehr Leute als sonst wollen eigentlich aufs Matterhorn. Der wirtschaftliche Aspekt sei aber sekundär, betont Wälti. «Der Entscheid ist uns nicht schwergefallen. Mit Annullationen müssen wir leben.» Betroffen sind bis Ende Woche mindestens 20 Touren, die nicht durchgeführt werden können.
Lieber im Tal bleiben – diese Devise gilt zurzeit nicht nur für das Matterhorn. Die Hitzewelle sorgt auch andernorts vermehrt für gefährliche Steinschläge. Bergsteigerinnen und Bergsteiger raten beispielsweise von Touren auf die Jungfrau im Berner Oberland und auf die Berge Castor und Pollux im Wallis ab. Dabei handelt es sich aber lediglich um Empfehlungen, gesperrt sind die Berge nicht. Anders ist das in Frankreich: Dort darf der Mont-Blanc momentan nicht über die normale Route bestiegen werden.
Trotz Klimawandel kein Ende des Bergsports
Einen Berg für Alpinisten zu sperren, passe nicht zum Bergsteigen in der Schweiz, sagt Rita Christen. Sie ist die Präsidentin des Schweizer Bergführerverbands. «Bei uns wird die Eigenverantwortung im Alpinismus gross geschrieben», begründet sie. «Es macht einen Teil der Schönheit des Bergsteigens aus, dass man selber gefordert ist, Risiken abzuwägen und vernünftige Entscheide zu treffen.» Rita Christen vertraut darauf, dass Bergführerinnen und erfahrene Berggänger die Situation richtig einschätzen.
Hitzewellen, tauender Permafrost, erhöhte Steinschlaggefahr – Bergsteigerinnen und Bergsteiger sind zunehmend gezwungen, auf den Klimawandel zu reagieren. Davon ist auch Bruno Halser vom Schweizer Alpenclub SAC überzeugt: «Alpinisten müssen sich vermehrt auf unpassierbare Routen einstellen», sagt er. Trotzdem blickt er optimistisch in die Zukunft. «Bergsteiger sind flexibel. Sie werden neue Routen finden. Die aktuellen Entwicklungen werden nicht das Ende des Bergsports sein.»