«Wir brauchen dringend Regen. Auf einigen Alpen ist die Lage bereits sehr kritisch«, sagt Selina Droz. Sie ist die Geschäftsführerin vom Schweizerischen Alpwirtschaflichen Verband (SAV). Die lange Hitzeperiode sei eine grosse Belastung für die Alpbetriebe. «Es gibt regionale Unterschiede, aber besonders in Teilen der Voralpen, im Wallis, im Tessin und im Jurabogen ist das Wasser knapp», so Selina Droz.
Ausgetrocknete Brunnen
Auch Thomas Aebersold bereitet die Wasserknappheit Sorgen. Er bewirtschaftet die Alp Chnewis im Kanton Freiburg. Wie auf anderen Alpen gab es hier in den letzten Monaten nur wenig Niederschlag. «Alles deutet auf einen extremen Sommer hin», sagt Aebersold. Ein Brunnen ist bereits ausgetrocknet, der Bauer muss mit seinen Kühen und Schafen auf andere Alpweiden ausweichen. «Fällt diese Möglichkeit weg, muss ich Wasser hochschleppen», erklärt Aebersold. «Das kostet extrem viel Zeit.»
Der Wassermangel sei das Hauptproblem auf den alpwirtschafltichen Betrieben, ist Elmar Zbinden überzeugt. Er inspiziert im Auftrag des Freiburgerischen Alpwirtschaftlichen Vereins die Betriebe im Kanton, fragt nach, wo der Schuh drückt. Eine Umfrage seines Vereins unter den Alpbewirtschaftern aus dem Jahr 2019 gibt ihm recht: Die Hälfte aller Betriebe im Kanton Freiburg hat mit Bewässerungsproblemen zu kämpfen.
Grössere Reservoire und mehr Zusammenarbeit
Bleiben die Niederschläge weiterhin aus, wird auf den Alpbetrieben nicht nur das Tränkwasser, sondern auch das Futter für die Tiere knapp. «Die aktuelle Hitzewelle verstärkt das Problem zusätzlich», sagt Selina Droz vom SAV. Können die Alpen nicht mit Wasser versorgt werden, drohe im schlimmsten Fall eine vorzeitige Abalpung. «Das wäre schwierig, denn oft fehlt im Tal das Futter.» Es brauche langfristige Lösungen.
Diese Meinung teilt auch Elmar Zbinden vom Alpwirtschaftlichen Verein: «Es ist wichtig, dass auf den Alpen das Wasser besser gespeichert werden kann, zum Beispiel in grösseren Reservoiren.» Um das zu erreichen, müssten Alpbetriebe zusammenspannen, gerade dann, wenn grössere Projekte umgesetzt werden sollen: «Man muss etwas für die ganze Region unternehmen.» Das sei nicht nur für den einzelnen Betrieb günstiger, sondern es sichere auch die Unterstützung von den Gemeinden, dem Kanton und vom Alpwirtschaftlichen Verein.