Millionen Mädchen und Buben loggen sich täglich auf der Plattform Roblox ein. Sie spielen Online-Games, entwickeln eigene Computerspiele, tauschen Spielfiguren aus und chatten miteinander. Nach eigenen Angaben hat Roblox fast 60 Millionen User am Tag – die Mehrheit jünger als 16 Jahre.
«Es macht Spass, dass man mit Kollegen spielen kann», meint ein Mädchen, das auf Roblox aktiv ist, zu SRF. Ein Bub spielt ein Game, bei dem man für Tiere sorgen muss und diese tauschen kann. Man könne auch miteinander chatten.
Wegen Nacktbildern verurteilt
Viele Kinder, mit denen man anonym chatten kann: Ein 24-jähriger Aargauer nutzte dies aus. Er schrieb auf Roblox Mädchen an – alle unter 16 Jahre alt. Von der Game-Plattform wechselten die Chats auf Whatsapp. Dort forderte der Mann Nacktbilder der Mädchen. In fünf von sechs Fällen erhielt er die Aufnahmen, im Gegenzug schickte er intime Bilder von sich.
Der Angeklagte habe die Mädchen unter Druck gesetzt, argumentierte die Staatsanwältin vor dem Bezirksgericht Bremgarten. Er habe die Minderjährigen gezielt ausgewählt. Der Mann sagte, er könne sich trotz unterschriebenem Geständnis nicht erinnern.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 18 Monaten Gefängnis wegen mehrfacher sexueller Handlungen mit Kindern und verbotener Pornografie. Die Beweislast aus Chats, Bildern und Videos auf seinem Mobiltelefon wog zu stark. Die Strafe wird zugunsten einer Psychotherapie aufgeschoben.
Mit 18 Monaten fiel die Strafe vergleichsweise milde aus. Bei den angeklagten Straftatbeständen wären über sieben Jahre möglich gewesen. Eine Therapie für den geistig zurückgebliebenen Täter sei aber der richtige Weg, befanden Anklage und Verteidigung. Darum dürfte das Urteil abschliessend sein.
Zugang ohne Kontrolle
Den anonymen Zugang nennt SRF-Digital-Redaktor Jürg Tschirren als Kritikpunkt. Roblox ist für Kinder unter 13 Jahren offen. Anderen soziale Medien setzen die Altersgrenze höher. Ein Konto kann ohne Altersprüfung erstellt werden, Angaben werden nicht kontrolliert. Erwachsene mit unlauteren Absichten könnten dadurch leicht in den Kontakt mit Kindern treten.
Roblox existiert seit 2006. Die Plattform ist laut Digital-Redaktor Tschirren in den letzten Jahren schnell und stark gewachsen. Schutzmechanismen seien zwar eingebaut, im Vergleich mit dem bei Kindern ebenfalls beliebten Computerspiel Minecraft hinke Roblox aber hinterher.
Information ist zentral
Als einfachster Schutz also den Kindern Games verbieten? In der heutigen Welt sei dies nicht realistisch, meint Lulzana Musliu von Pro Juventute. Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit im Internet – auch mit Spielen. Wichtig sei die frühe Vermittlung von Medienkompetenzen, die Chancen und Gefahren wie sexuelle Belästigung aufzeigen.
Thematisiert werde dabei auch «Cybergrooming»: Erwachsene, die sich online an Minderjährige heranmachen, um sie sexuell zu missbrauchen. Auch Eltern müssten informiert sein. Auf Roblox gebe es etwa die Möglichkeit, einzuschränken, mit wem das Kind chatten kann. Eltern sollten zusammen mit dem Kind die Spiele und die Sicherheitseinstellungen anschauen, so Musliu.
Ein Vertrauensverhältnis sei wichtig, damit das Kind meldet, wenn es zum Beispiel Nachrichten im Chat erhält, bei denen ihm unwohl ist. Aus Befragungen sei bekannt, dass etwa 44 Prozent der Schweizer Kinder und Jugendlichen unerwünschte sexuelle Avancen erhalten haben.