Vor einem halben Jahr überraschte Facebook-CEO Mark Zuckerberg die Welt mit der Ankündigung, sein Unternehmen trage neu den Namen Meta. Nicht nur das: Zuckerberg versprach ausserdem, in den kommenden Jahren Milliarden in den Bau des Metaverse zu investieren – die virtuelle Welt, die er als nächstes Kapitel des Internets bezeichnet. Das Metaverse soll bald schon Treffpunkt für eine Milliarde Menschen sein und es sollen mit Online-Shopping Milliarden umgesetzt werden.
Seither ist das Metaverse in aller Munde – und schon jetzt das Technologie-Buzzword des Jahres. Doch lange nicht alle blicken dem Metaverse so hoffnungsvoll entgegen wie Mark Zuckerberg. Mit dem Metaverse verbinden sich neben Hoffnungen auch viele Ängste – und die Frage steht im Raum, ob es bloss Realitätsflucht ist, den Verlockungen der bunten digitalen Welten nachzugeben.
«Es ist ein wenig langweilig»
Doch: Das Metaverse, so wie Mark Zuckerberg es verspricht, die eine grosse virtuelle Welt, in der man Freunde trifft, arbeitet, lernt, spielt und völlig neue Dinge erleben kann, dieses Metaverse existiert noch nicht. Stattdessen viele kleine virtuelle Welten, die sich anschicken, einmal das Metaverse oder ein Teil des Metaverse zu werden – und in denen sich heute nicht Milliarden tummeln, sondern erst wenig los ist.
«Es gibt erst wenig Angebote im Metaverse – man könnte salopp sagen, dass es ein wenig langweilig ist», stellt Fabian Schär fest. Der Professor für Blockchain-Technologie und Fintech an der Universität Basel beschäftigt sich von Berufs wegen mit dem Metaverse – unter anderem hat er die Entwicklung von Preisen in einer der virtuellen Welten untersucht. Er kommt zum Schluss: «Die Preise und die Zahlungsbereitschaft entsprechen heute in keiner Weise dem, was tatsächlich da ist.»
Angst, etwas zu verpassen
Nichtsdestotrotz wird jetzt schon fleissig ins Metaverse investiert. Es scheint «FOMO» (fear of missing out) umzugehen, die Angst, den nächsten grossen Trend und die nächste grosse Möglichkeit zum Geldverdienen zu verpassen. Nicht nur Mark Zuckerberg und Meta, auch andere Technologie-Riesen wie Microsoft oder Google pumpen viel Geld in die nun entstehenden virtuellen Welten.
Für Felix Stalder, Professor für digitale Kultur an der Zürcher Hochschule der Künste, fliesst das Geld damit in die falschen Projekte: «In der Gleichsetzung von physischer Realität und virtueller Realität erlaubt uns das Metaverse, die reale Welt immer mehr zu vergessen.» Dann sei es nicht mehr schlimm, wenn der Klimawandel die Erde zunehmend unbewohnbar mache, man habe ja noch eine zweite im Computer.
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Statt mit viel Geld nun eine virtuelle Realität aufzubauen, wäre es wichtiger, die Probleme der richtigen Welt anzugehen, so Stalder. «Das heisst nicht, dass es keine Technologie braucht – aber wir sollten sie dazu nutzen, Wege zu finden, innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten zu leben, und nicht eine Alternative dazu zu machen.»