Der Fachkräftemangel ist gerade im Gesundheitswesen schon seit längerer Zeit ein Thema. Um dagegen etwas zu tun, bietet im Kanton Zürich nebst der Universität auch die ETH ein Medizinstudium an.
Seit nun schon sechs Jahren ist dies möglich. Und jedes Jahr bietet die ETH 100 Plätze, um Humanmedizin zu studieren. Diese Plätze seien begehrt und immer schnell besetzt, sagt der Studiendirektor Jörg Goldhahn gegenüber Radio SRF: «Wir haben ungefähr dreimal mehr Bewerbungen für diese Plätze.»
Pilotprojekt entpuppt sich als Erfolg
Die Nachfrage übersteigt das Angebot also bei weitem. So erstaunt es nicht, dass die ETH Zürich einen Numerus Clausus für das Medizinstudium hat – eine Neuheit in der Geschichte der Hochschule.
Dass das neue Studium indes so gut ankommt, war nicht von Anfang an klar. Es habe viele Vorbehalte und Vorurteile gegeben, da sich eine technisch orientierte Hochschule in die Medizin gewagt habe, so Goldhahn.
Immerhin hätten sie als einzige Universität zwei Semester lang Mathematik im Medizinstudium. «Da war ein Vorurteil, dass sich beispielsweise keine Frauen einschreiben, was völliger Quatsch ist.» So betrage der Anteil der Medizinstudentinnen zwischen 55 und 60 Prozent.
Wir könnten noch mehr Studierende ausbilden – was wir uns tatsächlich auch überlegen.
Dass die ETH jedoch grundsätzlich nicht einfach dasselbe Medizinstudium anbieten wolle wie andere Universitäten, das sei von Anfang an klar gewesen. Vielmehr gehe es darum, neue Ansätze in die Medizin zu bringen.
Beispielsweise fordere und fördere die ETH auch digitale Fähigkeiten im Zusammenhang mit dem Studium und allfälligen zukünftigen Forschungstätigkeiten.
Drei Jahre für den Bachelor – dann Wechsel
Das Humanmedizinstudium an der ETH Zürich dauert drei Jahre. Nach erfolgreichem Abschluss haben die Studentinnen und Studenten den Bachelor erworben. Die praktische Ausbildung indes muss an einer Partnerhochschule absolviert werden, etwa an der Universität Zürich oder der Universität Basel.
Die Rückmeldungen seitens der Universitäten, Spitäler und Studenten seien sehr gut. «Wir könnten noch mehr Studierende ausbilden – was wir uns tatsächlich auch überlegen», sagt Jörg Goldhahn. Wie gross dieser Ausbau ausfallen soll, könne er noch nicht sagen.
Das Ausmass eines allfälligen Ausbaus dürfte im Laufe des nächsten Jahres bekannt werden. «Wir wollen natürlich auch nicht den Charakter dieser kleinen Kohorte verlieren», sagt Studiendirektor Goldhahn.
Dass man sich im Studiengang kenne, sei ein grosses Plus. So wolle man quantitativ und qualitativ ausbauen, ohne das bisher Erreichte zu riskieren.