Landauf, landab fehlt es an Transitplätzen für ausländische Fahrende. Immer wieder besetzen sie darum illegal Felder und Plätze. Und sorgen für Schlagzeilen.
Jüngster Aufreger: Am 5. März haben Fahrende den VIP-Parkplatz vor der Bieler Tissot Arena besetzt. Dass dieser ausgerechnet für den Playoff-Auftakt gegen den SC Bern blockiert ist, ist für den Verein ärgerlich.
Dabei sind die Stadtbehörden derzeit daran, ein schweizweit neues Modell für Fahrende-Plätze zu lancieren.
Dieses soll erst einmal für die nächsten zwei Jahre nicht nur die Stadt Biel, sondern die ganze Region entlasten.
Gemeinden sollen Solidaritätsbeiträge zahlen
Die Idee: In der Bieler Peripherie soll ein Standplatz für 40 Gespanne entstehen. Die Seeländer Gemeinden sollen einen Solidaritätsbeitrag von zwei Franken pro Einwohnerin und Einwohner leisten, damit die Stadt Biel diesen Platz stellt und bewirtschaftet.
«So gibt es eine legale Situation, die gemeinsam durch die ganze Region getragen wird. Das sollte den Seeländer Gemeinden doch etwas wert sein», sagt der Bieler SVP-Sicherheitsdirektor Beat Feurer.
Zum Solidaritätsbatzen hat Biel noch eine Art Fahrenden-Versicherung im Angebot. Sollten ausländische Fahrende trotz des Transitplatzes in Biel illegal in einer Gemeinde halten, würde sich die Stadt drum kümmern: verhandeln, Polizei aufbieten, die Gemeinde entlasten.
Wie kommt das bei den Gemeinden an? SRF hat 60 Seeländer Gemeinden angeschrieben, die Hälfte davon antwortete.
Solidarisch ist etwa die Gemeinde Orpund bei Biel. «Ausländische Fahrende haben immer wieder bei uns gehalten. Wir versprechen uns darum viel von einem temporären Transitplatz», sagt Gemeindepräsident Oliver Matti.
Auch für den Aarberger Gemeindepräsidenten ist klar: Das Ringen um die Fahrenden müsse im Verbund gelöst werden. «Es ist besser, als wenn Private eine Fläche stellen, wo das ganze Drumherum nicht geregelt ist», so Adrian Hügli. Keine andere Gemeinde sei bereit, auch nur für kurze Zeit einen Transitplatz für Fahrende zu stellen.
Widerstand aus den Dörfern
Das ist auch Treiten nicht. Das kleine Dorf lehnt die Idee der Stadt Biel ab. Vor 15 Jahren hätten sie schlechte Erfahrungen mit Fahrenden gemacht. «Jetzt hatten wir jahrelang keine Probleme. Warum sollten wir jetzt 2000 Franken für Biel zahlen», so Gemeindepräsident Jakob Etter.
Biel wittert das Geschäft. Es riecht nach Bereicherung.
Das Angebot der Stadt Biel habe einen Beigeschmack: «Es riecht nach Bereicherung», so Etter
Denn nicht Biel – sondern der Kanton Bern – stellt das Land für den Transitplatz zur Verfügung. Er übernimmt auch die Infrastrukturkosten und ein allfälliges Betriebsdefizit. Und dazu würden die Fahrenden noch Miete entrichten. «Biel wittert das Geschäft», sagt er.
Standplätze sollen bis im Sommer stehen
Biels Sicherheitsdirektor Feuer sagt, es gehe um die Solidarität. Die Stadt stelle einen Standplatz, dafür hätten die Gemeinden keine Probleme mehr. «Wenn wir damit etwas Geld verdienen, ist uns dies recht.»
Insgesamt wünscht sich die Bieler Regierung 200'000 Franken von den sechzig Gemeinden. Kein Geld erhält Biel von Ins: Für Gemeindepräsident Kurt Stucki ist Biel schlicht zu weit weg. «Wir würden für etwas bezahlen, das uns gar nicht entlastet.»
Ende März entscheidet die Stadtregierung, wie es weiter geht. «Wenn nur vier, fünf Gemeinden mitmachen wollen, lassen wir es sein», so Feurer.
Ziel ist, die Stellplätze bis im Sommer zu realisieren.