Für Politologin Cloé Jans ist die Generation Z, also die um die Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch die «Generation Jugendbewegung». Der Klimawandel, die Black-Lives-Matter-Bewegung, aber auch Corona haben diese Generation aktiviert und viele auf die Strasse getrieben.
In letzter Zeit aber hätten die Jugendbewegungen an Schwung verloren, konstatiert Jans. Dies gehe aus dem «Easyvote-Politikmonitor 2022» vor, eine Umfrage, die GFS Bern bei 15- bis 25-Jährigen durchgeführt hat.
Die Umfrage zeigt: Deutlich weniger junge Menschen in der Schweiz sind der Meinung, dass Jugendbewegungen das einzige Mittel seien, um in Politik und Öffentlichkeit ein Umdenken zu bewirken.
Zudem sind viel weniger Junge der Meinung, die Politik solle solche Bewegungen ernst nehmen: 2019 waren 72 Prozent der Befragten dieser Meinung, 2022 sind es noch 62 Prozent.
Zuerst Aufwind, dann Talfahrt
Wie erklärt sich, dass die Jugendbewegungen an Attraktivität verloren haben? «Politische Bewegungen nehmen oft schnell Fahrt auf, mit der Zeit aber verlieren sie an Schwung», sagt Politologin Fanie Wirth.
«Gerade wenn man sieht, dass es nicht so schnell geht, wie man sich das erhofft hätte.» Dieser Frust bewirke, dass man sich aus einer Bewegung zurückzieht, so Wirth. Sie leitet beim Dachverband der Schweizer Jugendparlamente den Bereich Easyvote – ein Projekt, das junge Erwachsene zur politischen Partizipation bewegen will.
Genau diesen Frust hat die 21-jährige Julia Küng erlebt. 2019 hatte sie die Zuger Klimastreik-Bewegung mitbegründet. Heute sagt sie: «Ich war schon sehr frustriert. Schon bei der fünften Klimademo hat es niemanden mehr interessiert.» Die Anliegen seien nicht dort angelangt, wo Entscheidungen getroffen werden.
Ihre Konsequenz war nicht etwa, dass sie ihre politischen Anliegen aufgab, sondern dass sie die Bühne wechselte: Küng liess sich zur Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz wählen. Sie entschied sich für den institutionellen Weg der Politik und wurde von der Demonstrantin zur Parteifunktionärin.
Generation Z nicht weniger politisch
Die Jungpolitikerin ist damit nicht alleine. Denn die GFS-Umfrage zeigt, dass die Generation Z in letzter Zeit nicht etwa apolitischer geworden ist, sondern – genau wie Küng – vermehrt die institutionalisierten politischen Instrumente verwendet. Noch nie wollten so viele Befragte an der nächsten Abstimmung teilnehmen wie 2022, nämlich 86 Prozent.
Für viele der jungen Befragten geht das politische Engagement allerdings nicht mehr darüber hinaus. Eine relative Mehrheit kann sich heute nicht vorstellen, sich politisch zu engagieren.