- Das Weisse Haus lässt sich Zeit, um Modalität, Zeitpunkt und Ort eines Treffens zwischen Donald Trump und Kim Jong-un bekanntzugeben.
- Angesichts ihrer diplomatischen Tradition ist die Möglichkeit einer Zusammenkunft in der Schweiz nicht aus der Luft gegriffen.
- Ein Experte kann sich namentlich Genf und die von der Schweiz überwachte entmilitarisierte Zone im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea als Ort für ein Gespräch vorstellen.
Die Einigung über Termin und Ort für ein Gipfeltreffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump könnte sich aus US-Sicht noch Wochen hinziehen. «Das wird ein paar Wochen dauern, bis wir das ausgearbeitet haben», sagte US-Aussenminister Rex Tillerson bei einem Besuch in Dschibuti.
Ungeachtet dessen bringt sich auch die Schweiz ins Gespräch – als mögliche Vermittlerin. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten teilt auf Anfrage der «Tagesschau» mit: «Die Schweiz ist mit allen beteiligten Parteien im Gespräch. Das Angebot der Schweiz ist bestens bekannt. Es ist an den beteiligten Parteien zu entscheiden, ob, wann und wo sie Gespräche führen wollen.»
Genf mit diplomatischer Tradition
Wo solche Gespräche stattfinden könnten, ist zur Stunde noch völlig offen. Als Ort käme die entmilitarisierte Zone im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea in Frage, wo die Schweiz den Waffenstillstand überwacht. Aber auch Genf. Genf wäre nicht das erste Mal Ort diplomatischer Annäherungen.
Ob für Friedensgespräche zwischen dem früheren syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad und US-Präsident Clinton. Oder einem Austausch zwischen Assad und George Bush senior zehn Jahre zuvor. Oder einem Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Reagan und dem sowjetischen Führer Gorbatschow, an dem das Ende des Kalten Krieges eingeleitet wurde.
Ein guter neutraler Boden für Gespräche zwischen Trump und Kim Jong-un wäre Genf auch dieses Mal, meint Urs Gerber, ehemaliger Mitarbeiter im Nachrichtendienst und Spezialist für Sicherheitspolitik und internationale Beziehungen: «Reagan und Gorbatschow: Da hat man auch gesagt, das ist gänzlich inkompatibel. Aus irgendeinem Grund hat in Genf die Chemie gestimmt. Das kann auch bei der Konstellation Trump und Kim Jong-un zutreffen, sie kann aber auch komplett auseinanderfallen.»
Schweizer Fahne in der entmilitarisierten Zone
Auf der anderen Seite bietet sich die entmilitarisierte Zone im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea an, wo Gerber zwischen 2012 und 2017 der Schweizer Delegation vorstand. Dazu der ehemalige Kommandant: «Hier hat man mit der Schweizer Fahne Zugang zu einem der fragilsten Grenzgebiete überhaupt.»
Bei den fünf Schweizer Soldaten, die hier den Waffenstillstand überwachen, war unlängst, nämlich während der olympischen Winterspiele in Südkorea, auch Bundesrat Guy Parmelin zu Besuch.
Die neutrale entmilitarisierte Zone wäre trotz der beschränkten Infrastruktur für ein Gipfeltreffen geeignet, zumal gerade die Schweiz sowohl in Süd- als auch in Nordkorea gut akzeptiert sei, sagt Gerber. «Es wäre eigentlich eine Fortsetzung dort, wo man im Juli 1953 aufgehört hat. Von dem her wäre das psychologisch und politisch eine Weiterführung.»
Ob mit Hilfe der Schweiz ein Schritt zur Entspannung zwischen den USA und Nordkorea gemacht werden kann, ist allerdings noch offen.