Es gibt nur wenige Anlässe, zu denen das Deutschschweizer Publikum in Scharen in die Romandie kommt. Die Fête des Vignerons, das grosse Winzerfest in Vevey, ist so ein Traditionsanlass. Und auch der Genfer Automobilsalon hat vor der Pandemie massenhaft Deutschschweizer Publikum angezogen.
Vier Jahre kein Autosalon in Genf
In den letzten vier Jahren fiel die grosse Genfer Automesse aber aus. Von 2020 bis 2022 zunächst wegen der Pandemie, 2023 wegen «der Unsicherheiten in der Weltwirtschaft und der geopolitischen Lage», wie es vor einem Jahr hiess.
Das war ein harter Schlag für Genf, denn für die lokalen Messebauer, die Essenslieferanten und die Hotels war der Autosalon stets ein wichtiger Anlass. In diesem Jahr wollte der Autosalon unbedingt zurückkehren, sagt der neue Präsident Alexandre de Senarclens im «Tagesgespräch» von Radio SRF.
Allerdings ist der Autosalon deutlich bescheidener unterwegs als vor der Pandemie. Anstatt in sieben Messehallen, wird noch in drei Hallen ausgestellt. Und mit Renault oder dem chinesischen Hersteller BYD sind zwar grosse Hersteller dabei. Noch viel länger ist jedoch die Liste der Abwesenden: Volkswagen, Mercedes, BMW, Volvo, Toyota, Ford, Hyundai kommen allesamt nicht.
«Vielleicht wurden wir ein bisschen vergessen von einigen Marken. Wir waren auch nicht mehr im Marketing-Haushalt einiger Hersteller.» Und einige Autobauer hätten beschlossen, dass es besser sei, andere Veranstaltungen zu organisieren und Premieren nicht mehr am Autosalon in Genf zu präsentieren.
Weniger Show, mehr Themen
Der Autosalon – das bedeutete früher auch der Besuch der Miss Schweiz, viele Hostessen waren bei den Autos zu sehen. Aber ein Miss-Schweiz-Wettbewerb wird heute gar nicht mehr organisiert, die Zeiten haben sich geändert. «Das ist vorbei», sagt de Senarclens dazu.
Schon vor der Pandemie sei diese Zeit zu Ende gegangen. Heute gehe es mehr um Themen. Zwar werden in einer «Adrenaline Zone» immer noch Supercars gezeigt, aber es gibt heute auch einen «Design District», der dem Automobildesign gewidmet ist, und ein «Mobility Lab», in dem neue Verkehrsformen thematisiert werden. Die Fläche am Autosalon gehört nicht mehr nur den Herstellern, sondern wird auch vom Autosalon selbst animiert.
Hoffen auf steigendes Interesse
Für diese Comeback-Ausgabe erwarten die Organisatoren noch rund 200'000 Besucherinnen und Besucher. «Von Jahr zu Jahr wollen wir wachsen und Hersteller überzeugen, wieder teilzunehmen», sagt der Autosalon-Präsident. Er glaube an die Zukunft des Autosalons.
Die Zeiten ändern sich für den Autosalon, aber auch für die Autoindustrie. Die Zukunft soll den Elektroautos gehören, aber gerade in den Städten werden Autos heute auch als Problem betrachtet.
Vielleicht haben wir vergessen, was das Auto im 20. Jahrhundert gebracht hat, und sehen heute nur die Probleme.
Dennoch ist der Autosalon-Präsident überzeugt, dass das Auto auch in der Zukunft seinen Platz findet, durch das autonome Fahren etwa. «Vielleicht haben wir vergessen, was das Auto im 20. Jahrhundert gebracht hat, und sehen heute nur die Probleme.» Er anerkennt aber, dass diese Themen wichtig sind. Auch dafür will der Autosalon in Genf ein Forum sein, bei denen Akteure der Autobranche die Debatte um die Zukunft des Autos führen sollen.
Der erste «Salon International de l’Automobile de Genève» fand 1924 statt, vor genau hundert Jahren. Ob es in weiteren hundert Jahren auch noch einen Autosalon gibt, das hängt davon ab, wie gut das Comeback gelingt.