«CRISPR/CAS» – um diesen Zungenbrecher drehte sich am Donnerstag die Diskussion im Ständerat. Denn die kleine Kammer will dieses neue, mit dem Nobelpreis gekrönte Verfahren einer sogenannten Genschere vom Gentech-Moratorium ausschliessen.
Die Kommissionsforderung kam mit Stimmen der bürgerlichen Seite ganz knapp mit 22:21 durch, wobei der Stichentscheid von Präsident Thomas Hefti (FDP/GL) nötig war.
Befürworter befürchten Rückstand der Schweiz
Anders als bei herkömmlichen Gentech-Methoden sollen neue Verfahren wie CRISPR das natürliche Erbgut nicht mit artfremden Zusätzen verändern.
Die Schweiz könne hier nicht aussen vor bleiben, betonte der Schaffhauser Hannes Germann von der SVP. Grossbritannien arbeite mit dieser Methode, und bald werde die EU nachziehen. Und dann stehe die Schweizer mit ihrer Hyper-Igel-Mentalität schon etwas quer in der Landschaft. Denn diese würde die Fortführung der bahnbrechenden Arbeit in der Schweiz möglicherweise für Jahrzehnte blockieren.
Dann stehen wir mit unserer Hyper-Igel-Mentalität schon etwas quer in der Landschaft.
Keine «Science Fiction»
Die Schweiz sei in dieser Frage schon seit Jahrzehnten blockiert und seit Einführung des Gentech-Moratoriums keinen Schritt weitergekommen, doppelte die Luzernerin Andrea Gmür (Die Mitte) nach. Im Zeitalter von Corona und mit einer Impfung nur dank Gentechnologie sei es wirklich an der Zeit, dem neuesten Stand der Wissenschaft Rechnung zu tragen.
Man mache damit keine «Science Fiction», unterstrichen andere. Der Ständerat habe sich umfassend informieren lassen. Die neuen Methoden könnten Gene auch ausschalten, etwa jene, die Pflanzen anfällig für Krankheiten machten.
Im Zeitalter von Corona mit einer Impfung nur dank Gentechnologie ist es wirklich an der Zeit, dem neuesten Stand der Wissenschaft Rechnung zu tragen.»
Schneller als die Musik?
Die Gegnerschaft im Rat argumentierte vor allem mit dem Zeitfaktor. Es sei noch zu früh, die neuen Verfahren stünden am Anfang der Forschung.
Der Thurgauer Jakob Stark (SVP) lehnt neue Methoden denn auch nicht generell ab: «Es ist aber ein Schnellschuss, abgefeuert mit viel Begeisterung und Hoffnung, doch sehr schlecht gezielt, weil das Zielgelände noch zu wenig genau erkennbar ist.» Man dürfe nicht schneller gehen, als die Musik spiele. Bundesrat und Nationalrat wollten von neuen Gentechnik-Verfahren auch nichts wissen.
Sommaruga appelliert vergeblich
Bundesrätin Simonetta Sommaruga warnte vor erheblichen Einschränkungen für das Moratorium: «Mit dem neuen Artikel würden Pflanzen, Saatgut und sonstiges Vermehrungsmaterial aus dem neuen gentechnischen Verfahren nicht mehr unter das Moratorium fallen.» Darunter fielen auch gentechnisch veränderte Insekten, Bakterien oder Viren: «Gentechnisch veränderte Viren im Einsatz in der Schweizer Landwirtschaft – darüber entscheiden sie heute.»
Gentechnisch veränderte Viren im Einsatz in er Schweizer Landwirtschaft – darüber entscheiden sie heute.
Dennoch: Eine ganz knappe Mehrheit des Ständerats hat diese neuen Genom-Editierungsmethoden vom Moratorium ausgenommen. Das Geschäft geht nun zurück in den Nationalrat, er hat diese Ausnahmeregelung bereits einmal deutlich abgelehnt.