Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftlich ist nicht belegt, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel ungesund sind.
- Der Rückgang der Artenvielfalt zeigt sich nicht nur in Ländern, in denen gentechisch veränderte Pflanzen angebaut werden.
- Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel.
- Auch konventionelle Zuchtverfahren greifen ins Erbgut der Pflanzen ein.
SRF News: Von den Gegnern eines Verbots haben wir in der Debatte gehört, dass die Wissenschaft keine Bedenken habe. Kann man das so allgemein sagen?
Katharina Bochsler: Die Gentech-Debatte wird sehr emotional geführt. Viele Befürchtungen haben sich bisher nicht wissenschaftlich beweisen lassen. Das gilt zum Beispiel für die Frage, ob gentechnisch veränderte Nahrungsmittel ungesund sein könnten.
Könnten Tiere und andere Pflanzen Schaden nehmen?
Bis heute gibt es auch hier keine wissenschaftlichen Hinweise, zumindest, dass Tiere durch den Verzehr von gentechnisch verändertem Futter geschädigt werden können.
Heftiger diskutiert wird hingegen die Frage, ob gentechnisch veränderte Pflanzen andere Pflanzen bedrohen könnten. Dazu hat es in den letzten zwanzig Jahren viel Forschung gegeben, jedoch ohne eindeutige wissenschaftliche Resultate.
Der Rückgang der Artenvielfalt oder die Zunahme pestizidresistenter Unkräuter ist zum Beispiel ein Phänomen, das nicht allein auf Länder beschränkt ist, die auf Gentech-Pflanzen setzen, wie das Beispiel der Schweiz zeigt.
Die Gegner von Gentech-Pflanzen sagen, die Schweiz sei zu kleinräumig für ein Nebeneinander von konventionellen Pflanzen und Gentechkulturen. Wie sehen Sie das?
Diese Frage drängt sich in einem Land wie der Schweiz mit ihrer kleinräumig aufgeteilten Landwirtschaft auf, wir haben es in der Debatte gehört.
Der Bundesrat schlägt in seiner Botschaft zwar vor, den Anbau von Gentech-Pflanzen in speziellen Arealen zusammenzufassen und zu kontrollieren. Diese Idee ist aber auch in Bauernkreisen sehr umstritten.
Denn selbst mit ausgewiesenen Gentechzonen würde die Schweiz vergleichsweise kleinräumig bleiben. Die Gefahr, dass sich gentechnisch veränderte Pflanzen auskreuzen könnten, bliebe bestehen. Das gilt ebenfalls für Länder, in denen auf viel grösseren Flächen Landwirtschaft betrieben wird, wie zum Beispiel in Kanada.
Eine saubere Trennung von gentech- und gentechfreien Nahrungsmitteln würde aufwendig, auf dem Feld oder zum Beispiel bei den verarbeitenden Mühlen müssten verschiedene Maschinen benutzt werden, oder es bräuchte aufwendige Reinigungen. Das alles ist sehr teuer.
Der Anbau von Gentech-Pflanzen in speziellen Arealen ist auch in Bauernkreisen sehr umstritten.
Wie hat sich die Akzeptanz gentechnisch veränderter Pflanzen oder Lebensmittel in den letzten Jahren gewandelt?
Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung sind laut einer Meinungsumfrage von Gfs dagegen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in der Schweiz angebaut werden dürfen und fast gleich viele wollen auch keine gentechnisch veränderten Nahrungsmittel in den Schweizer Geschäften sehen.
Es zeigt sich, dass die Skepsis im Laufe der letzten Jahre noch zugenommen hat. Grundlage solcher Entscheide sollten gute Informationen sein, und da wird die Sache aus wissenschaftlicher Sicht immer komplizierter.
Es ist nicht mehr so einfach, die Gentechnik zu definieren, beziehungsweise eine klare Grenze zwischen gentechnischen und so genannt konventionellen Zuchtmethoden zu ziehen.
Zudem darf man auch konventionelle Zuchtverfahren kritisch betrachten. Hier wird nämlich zum Beispiel mit Chemie oder mit radioaktiver Strahlung Einfluss auf das Erbgut der Pflanzen genommen.
In konventionellen Zuchtverfahren wird zum Beispiel mit Chemie oder mit radioaktiver Strahlung Einfluss auf das Erbgut der Pflanzen genommen.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.