Das Wichtigste in Kürze
- Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz lanciert ein Programm zur Förderung der psychischen Gesundheit schon bei Kindern.
- Unbehandelte psychische Krankheiten generieren im Jahr in der Schweiz Kosten bis zu elf Milliarden Franken.
- Laut Experten zahlt es sich sowohl auf längere als auch auf kürzere Frist aus, die Gesundheit der Psyche in Schulen und Kindergärten zu thematisieren.
Vorbeugen, bevor die psychischen Probleme auftreten, das ist das Ziel. Bei der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz in Bern laufen die Fäden des neuen Präventionsschwerpunkts zusammen.
Erziehung zur psychischen Gesundheit
Fabienne Amstad von der Programmentwicklung erklärt es am Beispiel der Zahnfee, die in den Schulen vermittelt, wie man Karies in den Zähnen verhindert. Ähnlich könne man auch den Umgang mit psychischer Gesundheit lehren. «Je früher man das lernt, umso besser kann man es das ganze Leben lang.»
So richtet sich die Prävention für Kinder und Jugendliche auch an Kindergärten und Schule. Beispielsweise die «Prävention Essstörungen Praxisnah» – kurz PEP – für alle Altersstufen. Bettina Abel, Vize-Direktorin der Stiftung Gesundheitsförderung, erklärt, was das für die Jüngsten heisst: «Sie lernen, wie sie ihre eigenen Emotionen einschätzen können. Wie spüren sie, dass sie traurig sind? Auch Bauchschmerzen können ein Zeichen sein, dass sie traurig sind.» Und die Kinder lernten zudem spielerisch, darüber zu sprechen.
So werden die Kinder in ihrer Selbstwahrnehmung gestärkt. Für die Jugendlichen dagegen rückt die Körperwahrnehmung und das Essverhalten ins Zentrum, auch vor dem Hintergrund der Idole aus Sport, Musik und Mode.
Positive Zwischenbilanz
Bei den Programmen für die älteren Menschen geht es eher darum, sie vor der Einsamkeit zu bewahren, mit gemeinsamem Essen und Aktivitäten.
Rund drei Viertel der Kantone haben die psychische Gesundheit in ihre Präventionsprogramme aufgenommen und starten spätestens im nächsten Jahr. Vize-Direktorin Bettina Abel zieht eine positive Zwischenbilanz. 20 Kantone sind dabei.
Die Stiftung unterstützt die Kantone mit rund 3,5 Millionen Franken Präventionsgeldern jährlich, das wir mit den Krankenkassenprämien bezahlen. Derzeit sind es rund vier, ab 2018 knapp fünf Franken pro versicherte Person. Bund und Kantone teilen sich die Projektkosten. Dabei können die Kantone eigene Projekte zur Unterstützung vorschlagen, sie müssen aber nicht:
Pro Mente Sana begrüsst diese Entwicklung. Die Organisation setzt sich seit fast 40 Jahren für die Belange von Menschen mit psychischen Problemen ein. Die Einsicht, dass die psychische Gesundheit wichtig ist, sei offenbar angekommen, stellt Geschäftsleiter Roger Staub fest. Die einzige Gefahr sieht er in den Sparplänen in den Kantonen.
Kantone müssen sparen
Die Kantone erhalten pro investierten Franken einen Franken vom Bund. Das bedeutet für einen Kanton, dass er – wenn er dieses Geld einspart – auch der Bundesbeitrag wegfällt. «Ich hoffe, dass dieser Anreiz etwas vor den Spareingriffen schützt. Wir werden es sonst einfach später bezahlen», sagt Staub.
Damit meint Staub, dass unbehandelte psychische Probleme und Erkrankungen sehr viel kosten. Schätzungen nennen Beträge zwischen 7 und 11 Milliarden Franken jährlich.
Ein Segen für die Volkswirtschaft
Auch für Alfred Künzler vom Netzwerk psychische Gesundheit Schweiz ist die Wirksamkeit von solch vorbeugenden Projekten erwiesen: «Wenn man es volkswirtschaftlich anschaut, dann rechnet sich das nicht erst nach 20 Jahren, sondern schon nach einem oder zwei Jahren.»
Wie weit Kantone und Bund gehen wollen, ist offen. Der Start des neuen Präventionsschwerpunkts zumindest ist geglückt.